19.-21.03.17
Unsere world-white-travel-Tour zur größten Salzpfanne der Erde
Heute beginnt eine Tour, auf die wir uns schon seit langem ganz besonders freuen. Sie führt durch unbesiedeltes Hochland und ist allein nicht zu bewältigen. Um diesen Teil der Welt sehen zu können, braucht man einen erfahrenen Guide, der das Altiplano wie seine Westentasche kennt und zudem auch ein versierter “conductor“ (Fahrer) ist, denn es gibt auf 300 km keine Straße, keinen Weg, nur Spuren im Sand oder manchmal auch gar nichts, nur Landschaft.
Wir haben die Tour über die Agentur “world white travel“ gebucht, weil die Bewertungen im Internet recht gut ausfielen. So werden wir am Morgen Punkt Acht vom Hostel abgeholt und im Kleinbus mit 14 anderen Travelern zum chilenischen Zoll/Grenzkontrolle in San Pedro gefahren. Dort stehen auch schon andere Reisegruppen anderer Agenturen und warten auf ihren Ausreisestempel. Ehe wir alle abgefertigt sind, ist es 10 Uhr.
Dann geht es im Bus ab ins Hochland, bis wir nach 1 Stunde an der “Grenze“ nach Bolivien auf ca. 4540 m ankommen. Hier steht eine Hütte, die als bolivianische Grenzstation angezeigt wird. Also alle raus aus dem Bus und im Freien die Einreisepapiere ausfüllen. Es ist recht kalt und windig hier oben, egal. Nochmal anstellen und den Einreisestempel abholen. Es ist jetzt 12.30, wir sind in Bolivien und es gibt endlich Frühstück und Kaffee bzw. Matekokatee am Stehtisch vor dem Reisebus.
Auf der “bolivianischen Seite“ erwarten uns Jeeps, mit denen es die nächsten 3 Tage weitergeht. Wir werden im Schnellverfahren zugeteilt, immer 6 Leute pro Jeep und ehe wir uns versehen, sitzen wir mit einem jungen deutschen und einem jungen chilenischen Paar im Auto, die Rucksäcke werden auf das Dach verladen und los geht's. Die Tour kann beginnen.
Im Reich der Flamingos
An unserem ersten Reisetag erreichen wir eine Höhe von fast 5000 m. Hier oben verstecken sich farbenhafte Lagunen wie die Laguna blanco, die Laguna verde und die Laguna colorado. Jede für sich von einer unglaublichen Schönheit, inmitten von Vulkanen und Sandwüsten.
Diese Lagunen dienen tausenden von Flamingos als Zuhause. Es sind solch friedliche Bilder von einer Farbenpracht. Wir stehen, sitzen davor und staunen und ich kann kaum fassen, dass wir das Glück haben, so etwas sehen zu dürfen.
Die Flamingos sind völlig ohne Scheu, sie stehen teilweise 10 m von uns entfernt und ziehen mit ihren Schnäbeln Kreise im Wasser. Sie unterhalten sich und zeigen ihren Jungen, wie man über's Wasser läuft und dann losfliegt.
Wunderschöne grazile Vögel!!!
Ich weiß nicht, wo auf der Welt man sie in einer solchen Zahl und so nah noch sehen kann...
Da wir uns auf einer Vulkankette befinden, gibt es hier auch heiße Schwefelquellen. Obwohl wir diese aus Island kennen, sind wir nicht minder beeindruckt, genießen das Farbspiel und spazieren um die brodelnden Schlammlöcher, immer auf der Hut, nicht einzubrechen, denn im Gegensatz zu Island gibt es hier keinerlei Absperrungen oder Warnhinweise.
Was erwähnt werden muss:
Wir sind mit Abstand die Ältesten unserer kleinen Reisegruppe, haben jedoch an wenigsten Probleme mit der extremen Höhe. Durch die vorangegangene Woche in Nordchile sind wir bereits angepasst und können die Tour in vollen Zügen genießen. Unsere armen Weggefährten leiden unter Kopfschmerzen, Übelkeit und Gliederschmerzen. Wir helfen ihnen mit Kokablättern aus, mehr können wir nicht tun. Diese helfen zumindest kurzfristig und ermöglichen uns allen ein gemeinsames Bad in der Naturtherme mit Lagunenblick.
Unsere erste Nacht verbringen wir wortwörtlich “basic“ in einer Hütte (mit dem netten Namen Refugio) mit kleinen stinkenden 6-Bettzimmern, 2 Kloos für ca. 20 Leute, ohne Dusche und einem einzigen Waschbecken. Eine echte Herausforderung, aber wir sind schließlich im Hochland des ärmsten Landes Südamerikas und auf Abenteuertour, also was soll's. Abenteuer schweißt zusammen und so sitzen wir abends gemütlich am Tisch beisammen und klönen in deutsch-englisch-spanisch-portugiesischer Runde.
Der zweite Tag unserer Tour widmet sich ganz der Schönheit des rauen Hochlandes.
Unser Guide Epi bereitet uns auf 300 km Hochlandpiste querfeldein vor. Zwei Brasilianer, die mit eigenem Wagen auf eigene Faust unterwegs sind, schließen sich uns an. Allein hätten sie keine Chance, da es keinerlei Orientierungsmöglichkeiten gibt.
Es wird ein toller Tag, der Jeep trägt uns wie eine Senfte durch Sand -und Steinwüsten. Wir entdecken weitere wunderschöne Lagunen und Flamingos, die Salvador-Dali-Wüste, den Steinbaum “Arbol de Piedra“, farbenprächtige Gebirgsformationen, unberührte, wilde, durch Plattentektonik und Vulkankraft geformte Landschaften.
Udo erinnert sich an seine Jugend, als er seinem Erdkundelehrer sagte, dass er unbedingt später einmal Südamerika bereisen möchte. Was antwortete ein linientreuer Lehrer einem fernweh-besessenen Kind? “Junge, entdecke erstmal die DDR, da hast du genug zu tun.“ Was für ein Schwachmat!
Abends kehren wir in einem Salz-Hostel ein: Fußboden, Betten, Wände - alles aus Salz! Das lässt die Vorfreude auf den kommenden Tag steigen.
Epi erklärt uns, dass es wichtig ist, um 4 Uhr aufzustehen, damit wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang an der Salar de Uyuni ankommen.
Wir haben es geschafft. Wir sind alle trotz abendlichem Weingelage aus den Salzbetten gekommen, pünktlich gestartet und stehen nun AUF der größten Salzpfanne der Erde, die aufgrund der vergangenen heftigen Regenfälle eine Wasserschicht trägt “el coche ahora es nuestro barco“ (das Auto ist nun unser Schiff), sagt Epi bedeutungsvoll . Und warten auf die Sonne...
Wir werden die nächsten 5 Stunden auf dieser Salzwüste verbringen, die 140 km breit und 110 km lang ist. Das Verrückte:
wir befinden uns noch immer auf einer Höhe von 3650 Metern!
Es ist ein faszinierender Ort.
Weiße Weite, soweit das Auge blicken kann. Epi erklärt uns, dass sich unter uns eine bis zu 10m dicke Salzschicht befindet und darunter wiederum ein See. Man merkt ihm an, wie stolz er ist auf “seine“ Salzwüste. Die Oberfläche wechselt von nass zu völlig trocken und verkrustet. Auf der trockenen Fläche haben sich die typischen Kristallformen gebildet, auf der nassen Fläche spiegelt sich der Himmel, so dass man glaubt, durch die Wolken zu fahren.
Eindrücke unserer Salztour
Es war ein tolles, unvergessliches Erlebnis!
Danke, Epi!
Danke, Joana, Mats, David und Pamela!