Es ist soweit:
Das Abenteuer beginnt. Und zwar am 30.01.2017 um 4 Uhr in der Frühe... mit je 2 Rucksäcken beladen, dazu noch ein Zusatzgepäck (Zelt und Zubehör) von 10 kg, geht es ab nach Tegel. 48 Stunden Reisezeit stehen uns bevor, Zeitverschiebung noch nicht mitgerechnet.
So eine Anreise hat natürlich immer gute und schlechte Seiten und man berichtet ja immer das Gute zuerst. Also:
- Die positive Vorfeude auf alles Bevorstehende setzt Energien frei, die jede Müdigkeit, Flugangst, Wartezeiten und Unsicherheiten überwinden lassen.
- Unser Flugreiseveranstalter warnte uns schonmal vor, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass wir bei 3 Flugetappen unser Zusatzgepäck jeweils neu einchecken und bezahlen müssen. Die nette Dame am Checkin-Schalter in Tegel bestätigte dies: Kostenpunkt 3x130 Eur = .... 😱 Die tatsächlich nette Dame am Schalter sagte dann, sie hätte kein Interesse daran, anderen Leuten das Leben schwer zu machen und winkte das Gepäck einfach durch, und zwar durchgecheckt bis Endstation 👍 Wo bitte gibt es das heute noch???? Wir werten dies als äußerst positives Zeichen für unsere Reise.
- Wir fliegen das erste Mal gemeinsam über den großen Teich, ein Erlebnis für's Leben, wir sind schließlich alte Ossis.
- Der Flug von Santiago nach Punta Arenas gab einen 4-stündigen Blick auf die Anden, das patagonische Seenland, (rauchende) Vulkane und Riesengletscher frei - wir haben den Mund nicht mehr zugekriegt und hatten danach blaue Flecken auf der Stirn, weil das Gesicht stundenlang am Fenster klebte. Wir mussten uns gefühlt 100 mal kneifen, weil es so unglaublich war.
Die weniger schöne Seite.
Es ist nur ein Stabstrich, aber der hat es in sich. Jeder, der Udo und seine Fluphobie kennt, kann sich in etwa ein Bild seines (und entsprechend) meines Zustands während des 13-stündigen Fluges von Madrid nach Santiago machen.
- Circa 2/3 der Flugzeit bestand aus regelmäßigen Mitteilungen folgenden Wortlauts: “Estamos passando una zona de muchas turbulencias“ - Wir überfliegen ein Gebiet mit starken Turbulenzen 😵😵 es war der absolute Horror, wir saßen in der letzten Reihe des Megafliegers! Wir leben noch, das ist das Wichtigste!
Ach ja, noch eine positive Sache muss erwähnt werden. Flugangst schafft Freunde, in diesem Fall waren es viele sehr nette junge chilenische chicas und der Flugkapitän, siehe Foto 😉
Eindrücke einer aufregenden Anreise ans Ende der Welt...
Wir sind in Punta Arenas, 600 km von der Antarktis entfernt. Das ist dann wohl wirklich das Ende der Welt... die Stadt jedoch ist es nicht: bunt, lebendig, modern, teuer.
Punta Arenas liegt an der Magellanstraße, weiter südlich kommt man nur noch mit dem Schiff. Die Stadt ist nicht alt, ca 200 Jahre. Hierher wanderten viele Europäer zum Anfang des 20ten Jahrhunderts aus. Sie entdeckten die Weite Patagoniens und spürten die Chance auf einen Neuanfang: Schafzucht und Fischerei.
Vorher, und das ist nicht lange her, lebten hier Ureinwohner, verschiedene Stämme. Stolze Menschen, die sich perfekt an die Bedingungen hier angepasst hatten. Sie lebten als Jäger und Sammler. Und das zu einer Zeit, in der in Europa Dampfmaschine, Eisenbahn und Elektrizität existierte.
Was haben wir hier gemacht? Wir sind einfach angekommen. Wir haben die Luft der anderen Welt eingeatmet, sind rumgestreunt und haben erste Sprachhürden genommen, weil hier eben doch kaum jemand Englisch reden möchte: Campingplatz für den berühmten Nationalpark Torres del Paine buchen, eine prepaidcard für Chile einrichten, beim Autovermieter eine Änderung unseres falsch ausgestellten Voucher veranlassen, mit Stadtclowns rumalbern etc....
Wir haben ein tolles Museum besucht über die Geschichte der europäischen Ankömmlinge und die Christianisierung der Ureinwohner. Wir haben Straßenmusik gelauscht. Wir sind durch den - sagt man - beeindruckensten Friedhof Südamerikas gelaufen.
Und wir haben uns entschieden, nicht am eigentlich geplanten Trip zur Insel der Magellanpunguine teilzunehmen, bei dem wir für 90 Eur für eine Stunde durch die Pinguinkolonie laufen dürfen. Stattdessen werden wir uns morgen mit unserem Mietwagen sofort auf eine beschwerliche Reise durch die patagonische Pampa bis nach Argentinien begeben, um am letzten Zipfel Argentiniens ganz allein und mit unbegrenztem Zeitbudget die größte südpatagonische Magellanpunguinkolonie Cabo Virgenes zu bewundern.
Wir hatten uns das so einfach vorgestellt: ein paar Tage reisen und dann die Eindrücke aufschreiben, Fotos hochladen... weit gefehlt. Die vielen Fotos sind da, die unglaublichen Eindrücke erst recht. Und sie wollen niedergeschrieben werden.
Aber wir sind noch immer in Patagonien, und das heißt, in einem der wenigen vom Menschen fast noch unberührten Paradiese. Infrastruktur und WLAN weitgehend Fehlanzeige. Wir zelten, wandern, fahren Tausende von Kilometern durch großartige Landschaften. An der Tankstelle setzen wir ein paar whatsapp-Nachrichten ab und weiter gehts. Encamino, liebes Tagebuch, du wirst gefüllt, versprochen, habe Geduld...
3.2.17
Unsere Mietwagenreise beginnt. Udo holt das Auto ab und klärt erst einmal den falsch eingetragenen Mietzeitraum, wonach wir den Wagen schon vor 2 Tagen hätten abholen müssen. Auf Spanisch natürlich. Wir bekommen unseren Suzuki, eine Kiste voller Campingzubehör und die Grenzübertrittspapiere, die es uns ermöglichen, 6 mal die Grenzen zwischen den beiden Ländern zu passieren. Zum Glück haben wir alles vorab über ein Reisebüro buchen lassen...
Nach 5 Minuten wird Udo bereits von den Carabiñeris angehalten, mit Blaulicht: Einbahnstraße, falsche Richtung! Wir lernen: in Südamerika gibt es fast nur Einbahnstraßen, ein kleines Schild an der Straßenecke zeigt dir, in welche Richtung du fahren kannst. Wir lernen langsam, in jedem Ort fahren wir mindestens einmal in die falsche Richtung und werden zugehupt.
Jetzt geht's los. Wir haben Großes vor, wollen zum südlichsten Zipfel Argentiniens zur größten Magellanpinguinkollonie Patagoniens. Das bedeutet zunächst 200 km durch die chilenische Pampa, absolut faszinierend, nach 20 Minuten Autofahrt tauchen die ersten Guanakus auf, 5 Minuten später die ersten Nandus. Ich habe mich soooo auf diesen Moment gefreut und nun stehen sie da, am Straßenrand, einfach so. Unterwegs stoppen wir in einem alten Lavafeld und wandern zu einem Vulkankrater, in diesem Gebiet siedelten 4000 B.C. die Ureinwohner Südamerikas, die Tehuelches. Die Pampa ist alles andere als langweilig. Sie ist wunderschön, finden wir: endlose Weite, gelb und grün und braun und rot, darüber ein blauweißes Himmelszelt so groß und schön, dass man immer wieder nach oben schauen muss.
Und überall Tiere, unsere Tiersichtungen am ersten Reisetag:
- 100e Guanakus und Guanakitos
- Nandus
- Pampashasen
- Skunke (südamerik. Stinktier)
- Wildpferde
- Schneegänse
- Geier
- ein überfahrenes Gürteltier
4.2.17 Cabo de Virgenes, Argentinien
Wir haben uns mit unserer Fahrzeit völlig verkalkuliert, haben aufgrund der ständigen Staun - und Fotostopps und unseres Lavaspaziergangs nur 1/3 der geplanten Strecke geschafft. Übernachtung in einem Bungalow, die Hausfrau kochte Hühnersuppe, für Udo gab's noch als Hauptmahlzeit zähes Fleisch mit Kartoffelbrei und Knochen als Beilage. Nachts übergibt er sich, er sagt, Sonnenstich...😉
Der Grenzübertritt nach Argentinien ist Aufregung pur. Man muss 4 Stationen durchlaufen, jedesmal neu anstellen, entsprechende Papiere vorlegen, viele viele Stempel abholen, Zollkontrolle. Mitnahme frischen Essens strengstens verboten. Ein Apfel im Rucksack kann höchste Geldstrafen nach sich ziehen... Niemand spricht hier Englisch, ich habe Herzrasen, Udo steht der Schweiß auf der Glatze... nach 1 Stunde geschafft, wir sind in Argentinien!
Jetzt ist der Weg frei zu den Pinguinen! Der Weg, das sind erstmal 100 km zur ersten Stadt, argent. Geld holen, einkaufen (wir durften uns ja nichts mitbringen aus Chile) und DANN: 140 km Schotterpiste, staubig, steinig, endlos - Fahrzeit hierfür nochmal 3,5 Stunden.
Aber es hat sich sowas von gelohnt!!!!
Wir halten am Infohäuschen an und schon kommen uns die ersten Pinguine auf dem Staubweg entgegen gewatschelt, so als kämen sie gerade von der Arbeit. Überall zwischen den Sträuchern sitzen und laufen und rufen sie und uns wird erst nach und nach bewusst, dass wir uns hier inmitten einer Brutkolonie von ca. 110000 Pinguinen befinden.
Überall Bewegung, ein Hin- und Her. Sie nehmen kaum Kenntnis von uns und leben hier ihr natürliches Verhalten aus: Junge aufziehen. Nur deshalb kommen sie jedes Jahr zwischen November und März hierher, an den Ort ihrer Geburt und brüten ihre Jungen in Erdlöchern aus.
Tagesablauf eines Magellanpinguins:
- aufwachen, rufen, singen
- los geht's in großen Gruppen Richtung Strand, 100e von Metern durch die Strandvegetation
- am Strand baden, waschen, toben, fischen
- ab nach Hause zu den hungrigen Jungen
- und dann alles wieder von vorn.
Manche Junge watscheln schon mit zum Strand, sonnen sich dort und lassen sich füttern. Schwimmen können sie noch nicht, zu viel Flaum am Körper, der erst noch ausfallen muss. Abends geht's dann in Hundertschaften wieder zurück, nach Hause, zum Erdloch.
Wir schliefen in der Pampa nahe der Kolonie, um dieser beeindruckenden Szenerie morgens nochmal beiwohnen zu können.
Der Tag endete mit einem Tinto namens “el fin del mundo“ und rotem Sonnenuntergang. Was für ein Tag 🌞
Ich habe Tränen geweint vor Freude und Glück, so etwas in dieser Intensität und jenseits von Touristenströmen erleben zu dürfen. Es war ein absolutes Highlight unserer Reise, das war in diesem Moment schon klar, und ein Highlight in unserem Leben!
6.-8.2.17
Nationalpark “Torres del Paine“, Chile
Unsere Reise geht zurück, von den Pinguinen, bei Kilometer NULL der berühmten Ruta 40, der argentinischen Nationalstraße, bis nach Chile in den ebenso berühmten Nationalpark, dessen Namen von den Tehuelche-Inianern stammen soll: Die blauen Türme. Ein MUSS für jeden Chilereisenden, also auch für uns. Ich habe so viele Bilder in den Reiseblogs gesehen und kann mir nicht vorstellen, dass es so etwas Schönes wirklich geben soll.
Die Reise ist beschwerlich, denn die km 0-500 der Ruta 40 sind mal wieder Schotter-, Staub- und Schlaglochpiste. Unser Auto darf zwar in Argentinien fahren, jegliche Pannen jedoch müssen wir auf unsere Kappe nehmen, im Falle einer solchen müssten wir das Auto auf eigene Kosten bis zur chilenischen Grenze abschleppen lassen, erst dort hätten wir ein Anrecht auf Reparatur. Für vernünftige Menschen ein Grund, Argentinien zu meiden. Nicht aber für uns, wir wollten die Pinguine sehen! Also höchste Konzentration für den Autofahrer, und zwar über 10 Stunden Fahrzeit, zum lieben Reisegott beten und nach jeden 50 km einschlagen und Freuderufe ausstoßen.
Der Weg: Pampa, nichts als Pampa, was für ein Riesenland, alle 30 km eine Hacienda, kein Dorf, kein Geschäft, nada.
Morgens um 11 Uhr bei den Pinguinen gestartet, nachts 23 Uhr Grenzübergang nach Chile erreicht, irgendwo im Nirgendwo.
Cerrado - geschlossen. Öffnung nächsten Morgen 7.30 Uhr. Wir schlafen im Auto, 1 km von der Grenzwache entfernt, auf einem Feldweg, fühlen uns bewacht und daher sicher.
Der nächste Morgen, die Sonne geht über der Pampa auf und es ist absolute Stille. Nichts. Kein einziges Geräusch. Ein Weitblick bis zur Erdkrümmung und totale Stille. Irre! Wir fühlen uns frei und glücklich und glauben noch immer, dass das alles ein Traum ist.
Kaffee vom Gaskocher, zum Frühstück all die Reste essen, die nicht rüber nach Chile dürfen, Pass zücken und ab geht die bekannte Prozedur, zweimal natürlich, jeder Grenzbeamte (der argentinische und der chilenische) braucht seine Daseinsberechtigung. Aber alle sind äußerst nett. Und dann ab zu den Torres!
Die Fahrt ist absolut umwerfend, das Paine-Massiv kommt immer näher. Und die Highlights für uns Tierliebhaber:
- 6 Kondore gesichtet incl. Landeanflug und Riesenschwingen trocknen
- noch mehr Guanakus, in Familienverbänden, mit Jungen
- eine Nandumama, die am gefährlichen Straßenrand ihre 31 (!) Jungen ausführt, wir kommen bis zu 3m an sie heran
- ein Riesenuhu auf dem Baum über uns, was für Augen!
- ein Gürteltier auf dem Zeltplatz
- Gruppen von Karakaras (Geierfalken), die unserem Abendbrot beiwohnen
- und ein Campingplatz in Traumlage mit Traumwetter am Lago Pehoe!!
Paine ist ein TRAUM.
Die Bilder haben nicht gelogen. Wir sind schon wieder im Glückstaumel. Was für eine Natur, was für Farben! 95% der Besucher kommen als Backpacker, um in 4 Tagen den berühmten “W-Trail“ zu erwandern. Sicherlich sehr reizvoll, jedoch ist der Zugang zum Trail zum Schutz des Parks limitiert und man muss sich mittlerweile fast 2 Jahre im Voraus einbuchen. Welch ein Irrsinn.
Wir haben den W-Trail also nicht gemacht. Wir waren 3 Tage im Park auf eigene Faust unterwegs, nicht nur zu Fuß, und wir konnten sehr viel erkunden. Wir wanderten zum Mirador del Condor, zum Grey-Gletscher, zum Salto-Grande-Wasserfall und wir besuchten die Laguna Azul.
WUNDERWUNDERSCHÖN😀
9.-12.2.17
Abenteuer Argentinisches Patagonien
Es heißt wieder “adios Chile“, wir nehmen wiederholt das beschriebene Mietwagen-Reiserisiko auf uns, um die patagonischen Highlights in Argentinien zu bewundern. Die Ruta 40 ruft und wir werden 1500 km auf ihr zurücklegen!
Perito Moreno - der Gigant
Dieser Gletscher gehört zu den Wenigen weltweit, die nicht abschmelzen, sondern wachsen, und seine Abbruchkante ist 70m hoch. Er ist benannt nach dem argentinischen Naturalist Franzisco Pascasio Moreno, ein Nationalheld in Argentinien.
Auf verschiedenen Wegen in verschiedenen Höhenlagen kommt man nahe an die Abbruchkante.
Wir wir da also stehen und staunen, bricht ein Eisblock in der Größe eines mittleren Hochhauses ab und kravcht mit einem Getöse in den Gletschersee, dass wir nur noch mit offenem Mund dastehen und uns aneinander festhalten. Kurz danach ein Zweiter. Die Menschen schreien vor Entzücken. Es rumst und kracht und poltert. Naturgewalt pur. Wir am Perito Moreno, ein weiterer Traum wird wahr...
Wer zum Gletscher will, muss lange Wege auf sich nehmen...
Das ist er!!!
Zur Feier des Tages gibt es abends das erste Restaurant-Essen dieses Urlaubs, endlich ein ... ähhh... einige Stück Fleisch, dazu ein leckerer argentinischer Rotwein 😀
Weiterfahrt auf die andere Seite des “parque de los glaciares“ entlang des blau schimmernden Lago Argentino, blauer Himmel und fantastische Ausblicke, dazu eine glatte geteerte Straße, eine wunderbare Tour!
Udo kann endlich auch mal während der Fahrt entspannen...
Wir sind in El Chalten, einem alternativen Backpackerdorf. Einfallsreich, ausnahmsweise mal ein einladendes Flair, bunt, teuer, wie überall. Wir zelten an einem schönen Platz, wunderbar gelegen in einem Tal in Flussnähe. Aber es ist frisch, sehr windig und die sanitären Zustände sind ekelhaft. Obwohl wir wahrlich nicht pingelig sind, ist dies hier eine Grenzerfahrung. Dies scheint hier aber niemanden der Matetee-trinkenden Tramper-Backpacker zu stören...
Udo verzichtet dankend und rennt in die Flussbüsche...
Heute wandern wir, das Wetter ist super, nach einer äußerst stürmischen Nacht scheint die Sonne, aber es ist windig. Unser Vorhaben: 10 km (einfache Strecke) bis zum Fuße des Fitz Roy, einer Felsformation, die wie ein Zacken aus den grünen Baumhügeln hervorsticht, 3478 m. Benannt nach dem Kapitän des Schiffes Beagle, auf welchem Darwin die Welt umrundete. Die Wanderung ist leicht anstrengend, führt durch wunderschöne Täler, an Bergseen vorbei, durch alte Südbuchenwälder, über Flüsse und Moore auf Holzstegen. Am Fuße des Fitz Roy steht die Entscheidung: 2 km steil bergauf, um dem Giganten ganz nah zu kommen? Es ist bereits 15.30 und es beginnt zu nieseln... wir wagen es und der Aufstieg ist hart, felsig, glitschig und ohne Wanderstöcker kaum zu schaffen. Aber es hat sich gelohnt, der Anblick ist gigantisch schön, die Laguna de los Tres schimmert türkis und am Himmel kreist der Kondor, fast schon kitschig. Hagel kommt auf, wir haben fast Null Grad.
Der Weg bergab schlimmer als bergauf und wir merken, dass wir uns kräftemäßig etwas überschätzt haben. Ich bekomme Muskelkrämpfe, die
Füße tun weh, es regnet sich ein, und es sind noch 12 km zurück. Ein verdammt langer Weg...
Aber wir haben es geschafft, wir waren am Fitz Roy, wir sind stolz und glücklich und Abends gibts dann nochmal argentinisches Steak zur Belohnung.
Ick kann nich mehr!
12.-13.2.17
Ein Heulkrampf, ein Wunder, 600 km argentinische Wüstensteppe und der schönste See der Welt
Ein “Abstecher“ nach Argentinien kostet Kilometer, und so stehen wir heute etwas früher auf, denn wir haben eine lange und anstrengende Tour vor uns. Wir müssen 600 km Strecke machen, um nach Chile zur Carretera Austral zu kommen. Strecke machen heißt: Fahren auf teils unbefestigten Straßen, wenig Abwechslung, zwischen 2 Ortschaften liegen ca. 250 km.
Auto gepackt, startklar, die Kofferklappentür schließt nicht. Nach 10 Versuchen begreifen wir: Das Schloss ist kaputt.
Ich kriege sofort einen Schrei-Heul-Krampf, denn mir wird sofort klar: Wir sind in einem alternativen Touri-Dorf, in dem es nur Kneipen, Hostels und Zeltplätze gibt. Heute ist Sonntag. Wir haben kein Bargeld, da der Geldautomat seit Freitag leer ist. Insgesamt üble Bedingungen für eine erfolgreiche Weiterfahrt... und wir MÜSSEN weiter, wir haben noch eine lange Reisestrecke zu bewältigen. 😬😨😵
Aber ich habe ja meinen Udo. Der rennt energisch durchs Dorf und findet tatsächlich einen Einheimischen, der ihm mit Händen und Füßen erklärt, dass es irgendwo dahinten oeste (westlich) jemanden gibt, der ganz gut mit Autos kann, aber ob der heute zuhause ist? Es domingo! Udo findet ihn, kurzer Schulterklopfer, “mi amigo, necesito tu ayuda“ - das Schloss wird am Straßenrand auseinandergebaut, 3 Männer stehen mittlerweile drum herum, 15 Eur für die Kaffeebox - wir können fahren, ein Wunder, ich bin überglücklich!!! 😁
Adios, Fitz Roy, monte mas bonito!
-
Pampa. Endlos. Man könnte in meditative Stimmung verfallen, wären da nicht die Schotterpiste, 160 km, Schlaglöcher, Bodenrillen und spitze Steine... trotzdem, die Landschaft hat etwas Magisches. Wir freuen uns, hier zu sein. Wir schaffen an diesem Tag 300 km.
Am nächsten Tag, nach weiteren 300 km, erreichen wir den zweitgrößten See (nach Titikaka). Dieser heißt auf argentinischer Seite Lago Buenos Aires und auf chilenischer Seite Lago General Carrera. 170 km Küstenstraße mit überwältigenden Ausblicken. Jedenfalls für mich, Udo muss Piste bewältigen, Steinlawinengefahr und enge Kurven mit Abgrund Richtung See. Ich schreie ihn ständig an “fahr weiter links, nicht so nah am Abgrund“... und wage gar nicht an bevorstehende Busfahrten im bolivianischen Andenhochland zu denken....
Es gibt weit und breit keine Campingplätze, wir nächtigen auf dem Grundstück einer Münchnerin, die hierher gezogen ist.
14.-20.2.17
Unterwegs auf der Carretera Austral
Die Carretera Austral wird auch als “Traumstraße Patagoniens“ oder “Straße in die Einsamkeit“ bezeichnet. Sie wurde von Pinochet erbaut und führt von der Stadt Puerto Montt 1200 km südlich in die entlegensten und unberührtesten Gebiete Chiles. Die Straße ist größtenteils unbefestigt und ist noch keine 50 Jahre alt. Dies bedeutet, dass dieser große und schönste Teil des Landes vor 1975 nur mit Boot oder Flieger zu erreichen war. Dementsprechend dünn besiedelt ist die Region und sie ist daher noch zu großen Teilen vom Menschen unbeeinflusst.
Wir werden ca. die Hälfte dieser Traumstraße bereisen, allerdings aus Süden kommend, bis zu deren Anfang in Puerto Montt. Wir reisen somit nicht in die Einsamkeit, sondern wir kommen aus eben dieser und kommen der Zivilisation km-weise näher. Allerdings durchqueren wir auch viele Naturparks, so dass sich das mit der Zivilisation in Grenzen hält.
Dort, wo es Zivilisation gibt, ist das Wüten des Menschen unübersehbar. Ein Bild, das uns traurig macht. Um die Besiedlung zu fördern, wurden 1000de Hektar Urwald zerstört. Brandrodung ist überall sichtbar, Millionen uralter riesiger Südbuchen und Allercen wurden vernichtet, um Weideland zu schaffen. Die Rinder und Schafe, die jetzt hier gehalten werden, laufen zwischen den riesigen Stämmen herum, welche noch immer wie Mahnmale überall herumliegen.
Zum Glück wurden die vielen Naturparks geschaffen, um das übrig gebliebene Paradies zu schützen.
Wir haben also heute, nach über 3.500 km Strecke seit Beginn unserer Reise, die berühmte Carretera Austral, die Ruta 7, erreicht. Ich könnte schon wieder heulen. Kneif mich mal...
Ziel unserer Träume...
Die Straße windet sich km um km um diesen riesigen schönen azurblauen See, jede Kurve ein neuer Ausblick. Anhalten, raus, einatmen, Foto machen.
Ein Ausflug ist fällig: mit dem Boot geht's bei bestem Wetter auf den See zu den vom Wasser ausgewaschenen, in Blauweißtönen schimmernden Marmorhöhlen, eine schöner als die andere. Die Stimmung auf dem Boot ist prächtig...
Und dann nehmen wir Abschied vom großen schönen Wasser und den hohen Bergen und tauchen ein in eine völlig andere Landschaft:
mit Bergnebelwald bewachsene runde Bergkuppen, reißende Flüsse, milde Täler voller Urwaldfarnen, Riesenrarbarber, Riesenfuchsien, Kolibris, im Hintergrund hängende Gletscher.. wir sind in Patagonien und doch im Regenwald, Wahnsinn!
Wir unternehmen einen Abstecher in ein Fischerdorf, 60 km Piste durch ein Gletschertrogtal mit einem eigenen Mikroklima. Das Tal wird immer enger, Wasserfälle am Weg, 100e Jahre alte Südbuchen, am Ende der Gletscher. Warum ist es hier so warm, so nahe am Gletscher?
Udo erklärt: Der Endmoränenwall hält die schwere Luft am Gletscher, d.h. sie kommt über den Wall nicht drüber, so dass sich das Tal dahinter aufheizen kann. Es entsteht ein Mikrofön und damit an der nördlichen Eiskappe Patagoniens ein Urwald mit Kolibris.
Die Sache mit dem Regenwald haben wir gerade verinnerlicht, da fängt es auch schon an zu regnen. Naja, ist ja nicht so schlimm, hört sicher gleich wieder auf. Nein, es hört nicht auf. Es regnet. Heute. Morgen. Übermorgen. Das stand aber nicht im Reiseführer.
Oder doch?
Wir lesen nach: in der Aisen-Region (so heißt das Gebiet, wo wir uns gerade befinden, abgeleitet von dem Begriff “ice-end“, den die “Entdecker“ dieser Region gaben, nachdem sie monatelang nur durch Eisberge schipperten und hier die grünen Berge und Täler vorfanden) fällt ein Jahresniederschlag von durchschnittlich 4000 mm. Was das heißt, merken wir nun in seinem ganzen Ausmaß. Die eh schon schlechte Piste wird jetzt zur Schlammpiste mit wassergefüllten Schlaglöchern.
Wenn man den armen Tramper hinten auf dem Laster sieht, weiß man wieder, wie gut es einem trotz Regen geht 😨
Unsere Reise wird zum nassen Abenteuer und zur logistischen Herausforderung: Wo schlafen, wenn Zelt aufstellen unmöglich? Wir halten im nahelegensten Dorf und bekommen von einem alten Ehepaar eine cabaña angeboten. 75 Euro die Nacht, ich schicke Udo vor, wie immer. Der kommt mit ekelverzehrtem Gesicht zurück. Geht gar nicht, Wellblechhütte, Bett mit durchgelegenen Matrazen, dreckig, kein Tisch, kein Stuhl, kein Klo, kein Wasser. Aber sicher jede Menge Bettwanzen.
Nächster Versuch, ein Hostel, Udo muss wieder los. Es gibt Betten im 5-Mann-Zimmer, einfachstes Niveau. Pro Bett 35 Euro.
Eh sag mal, spinnen die hier? Mit Nix viel Geld machen und die Notlage der ankommenden Touris ausnutzen. Nein, das unterstützen wir nicht. Auto am Ortsrand geparkt und zum Bett umgebaut, Udo vorn am Steuer, Uli hinten auf der Rückbank. Bequem ist anders, aber wir sind ja nicht aus Zucker. Am nächsten Morgen hat Udo 3 Grieben, also Herpes, vom ekeln....
Dafür gönnen wir uns am Tage drauf ein wirklich schönes Hotelzimmer, das ist voller Komfort und kostet das Doppelte von der Wellblechhütte. Krass!
Und dann geht die Reise weiter, im Regen, und wir kommen in den Parque Pumalin (Pumapark), ein riesiger Nationalpark, im Privatbesitz des Gründers der Marken “Northface“ und “Esprit“, der sein Vermögen nahm und dem Staat Chile einen riesigen Teil seines Urwaldlandes abkaufte, aus einem einzigen Grund: den Urwald mit all seinem Baumbestand und den letzten noch lebenden Urwaldriesen, seiner Tier- und Pflanzenwelt vor der Zerstörungswut des Menschen (Brandrodungen, Schnellstraßen, Staudämme) zu schützen.
Hier gibt es jede Menge Campingplätze, Naturlehrpfade, Wanderwege... Ein tolles Projekt. Wir finden einen überdachten Stellplatz für unser Zelt, im Urwald. Hier bleiben wir. Und unternehmen abenteuerliche Wanderungen in den wunderschönen Regenwald. Es zeigt sich, dass mein gelber Friesennerz der einzig wahre Schutz bei Dauerregen ist. All die hochgepriesenen Softshellregenjacken sind nach 2 Stunden durch, ich sehe überall durchnässte Menschen, die zugegebenermaßen schicker und cooler aussehen als ich 😉
Impressionen aus dem patagonischen Regenwald:
Der Höhepunkt unserer Ausflüge: der Besuch der letzten Bestände von Urwaldriesebäumen, Alercen heißen sie, eine Zypressenart, die einzige ihrer Gattung auf der Erde und eine der ältesten und größten lebenden Baumarten der Welt.
Sie wachsen sehr sehr langsam, etwa 1 cm pro Jahr. Was bedeutet das also, vor einem kerzengeraden Baum zu stehen, der einen Durchschnitt von 3-4 m hat und ca. 60 m hoch ist?
Wir stehen vor einem uralten Lebewesen, ca. 3000-4000 Jahre alt. Wir fühlen uns ganz ganz klein, wir fühlen uns irgendwie schlecht, weil wir Menschen es fast geschafft haben, diese wunderschönen Bäume auszurotten. Man muss einmal vor einem solchen Baum gestanden haben, um diese Tragödie zu fühlen. Wir verneigen uns innerlich vor ihnen, bleiben lange, schweigen, berühren sie. Ich kann das kaum mit Worten beschreiben. Dies ist ein weiteres, unvergessliches Erlebnis dieser Reise, eine Lebens-Begegnung!
Udos Gedanken während unserer Waldexpeditionen:
“Wie müssen sich die Colonistas und Conquistadores gefühlt haben, im Regennebel und undurchdringlichen Wäldern sowie nicht zu besteigenden Hängen anzulanden? Das Wasser, was vom Himmel fällt, verdunstet aufgrund der Wärme zur Hälfte und regnet aus den tiefhängenden Wolken sofort wieder ab. Der andere Teil fließt über reißende Flüsse in Abermillionen Kubikmetern ins Meer, von wo die Reise des Wassertropfen erneut beginnt. Ein Wassermolekül braucht hier nur gefühlte 7 Tage für diesen Zyklus.
Lokal fallen nach Angaben von Einwohnern und einem Buch 8000 mm jährlich. Puerto Montt liegt mit 4500 mm im Durchschnitt, was fast 10x soviel wie in Brandenburg ist. Das Produkt dieser jahrmillionen währenden Niederschläge sind sagenhafte unberührte temperierte Bergregenwälder mit einer einzigartigen Flora. Farne, riesige und winzig kleine, Flechten, Moose, Pilze und dazu gigantische Bäume, die den Erstgenannten Schutz und Siedlungsflächen bieten. Ein Mikrokosmos der völlig anderen Art, einer der das Urtümliche, das Eingespielte auf grandiose Weise symbolisiert - wir durften für einige Stunden an diesem Gleichgewicht in seiner Ursprünglichkeit teilhaben.
Und über Allem thronen 1000jährige Südbuchen und die bereits auf Gondwana lebende Alerce, die zypressenartige Fitzroya Cypressoides. Im engen und dunklen, aber immergrünen Dickicht entdecke ich das erste Exemplar, rotschimmernd und wir ein Schiffsmast reckte sie sich in die Höhe, Wirt für 10000 andere Organismen. Mit einem geschätzten Alter von 1000 Jahren war diese Alerce gerade mal der Pubertät entwachsen. Nach weiteren 30 Minuten zeigten sich ganze Verbände, alle über 2000 Jahre alt. Sie keimten, als wir das Jahr NULL schrieben. Was kam nicht alles danach, Rom ging unter, Völkerwanderung, Karl der Große, W.v.d. Vogelweide und die Ankunft der Europäer in Südamerika. Mit diesen Gedanken stehen wir vor diesen Riesen und dann DAS: Ein, vielleicht auch drei Exemplare, die nochmal 1000 Jahre älter waren. 1000 Jahre B.C., die Griechen übten sich in höherer Mathematik, Pharaonen starben. Ein Wahnsinn, vor diesen Lebewesen zu stehen. Demut überkommt mich. Mir verschlägt es die Sprache, ich kann mich kaum von ihnen trennen.
Überraschend war für mich die offensichtliche Artenarmut in der Gruppe der Insekten. Gut, es ist hier Spätsommer. Aber außer etwa 10 Tagfaltern, zahlreichen Mikros und Mücken war nichts zu sehen. In einer dunklen Pfütze mitten im Dschungel liegen etwa 50 Gerris-Verwandte umher. Der Darwinfrosch ist praktisch unsichtbar. Überall auf einer Linie von Süd nach Nord, etwa auf 300 km, nehme ich die Frösche akustisch wahr, gesehen haben wir nicht einen Einzigen. Vom Pudu (kleinster Hirsch der Welt) sehen wir lediglich eine Leiche. Pumas haben wir im Torres-Nationalpark hören können, hier lassen sie sich vermutlich erst mit dem Abflauen der Reisenden im Winter blicken.
Bemerkenswert waren die Ornis. Bei Zurückhaltung und Vorsicht vernimmt man innerhalb von wenigen Minuten bestimmt 10 Arten. Interessant sind die blütenbesuchenden Kolibris, die offenbar ihre gesamte Nahrungsaufnahme über die allgegenwärtigen Fuchsien abdecken. Sie haben keine Scheu und fliegen einmal so dicht an uns vorbei, dass wir ihren Flügelschlag hören. Der angenehm samtig rollende Urwaldvogel Chucuao ist kaum zu sehen, aber immer spürbar nahe. Wie ein Geist tappt er durchs Unterholz, scharrt und flötet. Ein paarmal war er dicht bei uns, am Zelt. Jeden Morgen wurden wir von ihm geweckt. Wunderschön!“
Eine weitere besondere Erfahrung war der Besuch der “cuevos de los manos“ (Höhlen der Hände) in Coihaike. In den Höhlen lebten vor 3000 Jahren Menschen. Sie hinterließen auf den Felswänden Abdrucke ihrer Hände, um uns eine bleibende Nachricht ihrer Existenz zu hinterlassen.
Sie verwendeten dazu sowohl die Negativtechnik (die Hand wird aufgelegt und das Eisenerde-Wasser-Gemisch wird mit dem Mund um die Hand gesprüht) als auch die Positivtechnik (wie ein Stempel, die Hand wird eingetaucht in Eisenerde und zermahlene Vulkanasche). Man kennt ja die Höhlenmalereien, aber diese Hände hier waren nochmal etwas Anderes, sehr persönlich, berührend. Wir standen lange davor und betrachteten die vielen großen und kleinen Hände. Wieder so ein Moment...
Die Carretera Austral geht ihrem Ende zu, besser gesagt ihrem Anfang, wir reisen ja rückwärts. Bis Puerto Montt, unserem Ziel und Kilometer Null der Carretera, sind es noch ca. 200 km. 100 davon sind mit dem Auto nicht befahrbar, da hier nur noch Fjordlandschaft ist. Diese muss man mit Hilfe von 3 Fähren überqueren. Eine Tagestour mit viiiiel Geduld, schönen Ausblicken, wieder mal Regen.
Wir haben die Fähre am 21.2. gebucht, sind bereits am 20ten vor Ort und schlafen wegen des unaufhörlichen Regens mal wieder im Auto. Am nächsten Morgen gibt's Kaffee auf der Motorhaube, dafür sind wir die Dritten auf der Fähre und ergattern noch einen der begehrten Sitzplätze.
Da wir gehört haben, dass es nördlich von Puerto Montt nicht regnen soll, beschließen wir, dem Pumalinpark den Rücken zuzukehren und an den berühmten Vulkan OSORNO zu fahren.
Am riesigen tiefblauen Lago Llanquohue zelten wir und hoffen darauf, dass sich die Wolken verziehen und wir den Vulkan zu Gesicht bekommen. Der nächste Tag: nicht zu fassen, blauer Himmel, Sonne, das erste Mal seit einer Woche 🌞😁
Unser letzter Reisetag - der Reisegott hat Erbarmen - ist wieder so ein Traumtag. Wir können den schönsten Vulkan Chiles aus unterschiedlichen Perspektiven bewundern. Eine sagenhaft schöne Straße schraubt sich in die Berglandschaft immer näher an den Vulkan heran und gibt atemberaubende Blicke frei. Dann wandern wir bergauf, um dem Meister der Vulkane ganz nahe zu sein. Seine Wand ist übersäht mit Kratern.
Wir wandern, halten inne, genießen Auf- und Ausblicke, sind einfach nur glücklich und haben den Regen schon vergessen.
Und abends, zur Feier des Tages, leisten wir uns zwei Riesensteaks je 700g - Steppenrind natürlich - und grillen und stoßen an!
Wir stoßen an:
* Auf das Ende unserer ersten Reise- Etappe.
* Auf 4700 km Patagonisches Abenteuer ohne Autopanne.
* Auf 4 überstandene Grenzwechsel zwischen Chile und Argentinien.
* Auf all die grandiosen Landschaften, die überwältigenden Eindrücke und die emotionalen Momente.
* Auf die niedlichen Pinguine, die witzigen Nandus und die wilden Guanakus.
* Auf die gut bewältigten Stressmomente, als die Visakarte vom Bankautomaten eingezogen wurde, die Straße nach 60 km Löcherpiste in einer Sackgasse endete oder die Autotür nicht zuging.
* Darauf, dass wir uns so super vertragen und so unendlich viel gelacht haben.
* Darauf, dass wir alles richtig gemacht haben!
💓😁😀💓
Von Puerto Montt, dem Endziel unserer Etappe und dem Ausgangspunkt nach Zentralchile, gibt es zwei nennenswerte Dinge zu berichten:
Erstens:
Der Postbeamte Eduardo von der Poststation “correo Chile“ hat von uns die Auszeichnung “Held der Arbeit“ verliehen bekommen.
Nachdem Udo im Lager eines Supermarktes nach einer gut erhaltenen Bananenkiste suchte und fündig wurde (und, nebenbei erwähnt, dort unten vom Lagerarbeiter sofort ein baño incl. mujer (Bad mit Frau) angeboten bekam), wurde diese mit nicht mehr benötigten Dingen wie Zelt, Isomatten, Wetterjacken, Unterhosen, Drecksocken etc. gefüllt und alsdann 2 km zu Fuß zur Post geschleppt.
Dort angekommen, nach 1 Stunde Wartezeit, musste Eduardo sich erstmal informieren, wie das so geht mit so einem riesigen Paket von Chile Süd nach Dahme/Mark in Südbrandenburg. Sodann begann ein weiterer 1-stündiger Akt, der nur aus dem Ausfüllen von Formularen bestand. Alles, bis zur Drecksocke, muss angegeben werden in Anzahl und aktuellem Wert. Eduardo war nass vor Aufregung, Udo auch.
Dann müssen beide nochmal über den Preis verhandeln. Eduardo sagt 110000 Pesos (160 Eur). Udo sagt, das ist zu teuer, 70000 Pesos hat er gehört. Eduardo kratzt sich am Kopf, ruft noch einmal seine Chefin an. Okay, 70000 Pesos. Händeschütteln. Es ist vollbracht.
Mach's gut, lieber roter Husky, du hast uns wieder so tolle Dienste geleistet. Du begleitest uns seit 10 Jahren auf unseren Reisen. Deshalb bleibst du nicht hier und wirst nicht entsorgt. Wir wollen dich auch in Zukunft weiter dabei haben. Komm gut heim!
Zweitens:
Wer mal - warum auch immer - in Puerto Montt sein sollte und nicht zum Hafen geht, um dort in einem der Fischrestaurants zu essen und das Flair einer Hafenstadt zu erfahren, ist selbst schuld. Der Weg zu Fuß dorthin ist nicht der Schönste, wie das in Hafenstädten eben so ist, aber es lohnt sich.
Es gab:
* einen riesen Pott Meeresfrüchtesuppe mit 70% Muschelanteil und Seeigel (Uli)
* einen Riesenberg Chilenische Klaffmuscheln mit Parmesan überbacken (Udo)
* gebackenen Congria (Röhrenmeeraal) (Udo) mit Salat
* 1,5 Liter Weisswein, Bier, Wasser
* Livemusik
Kostenpunkt: 32 EUR 👍
Hammer.
Oberlecker.
Ein toller Nachmittag!
Adios Patagonia maravillosa!
Nunca te olvidaremos!