31. Mai 2017


Heute ist der große Tag: vor einem Jahr undenkbar und als utopisches Reiseziel abgewunken, wird jetzt ein weiterer riesengroßer TRAUM wahr: 


Es geht auf die Galapagos-Inseln, ins Darwin'sche Muster-Evolutions-Wunderland mit seiner einzigartigen Tierwelt, in eines der letzten geschützten Paradiese dieser Erde! 


Von hier aus bekam die christliche Lehre einen gehörigen Knacks. Arten kommen und gehen, sind nicht statisch, verändern sich, für uns unsichtbar über lange Zeiträume. Die Art in ihrer Ausprägung ist immer ein Abbild ihrer Umwelt und den Erfordernissen, ihr erfolgreich zu begegnen. Kein Hergott hat all die Lebewesen aus Lehm geknetet und auf den Globus gestellt.


Wenn man an Galapagos denkt, kommen einem unweigerlich Bilder von Kreuzfahrtschiffen und Koffern voller Dollarscheine in den Kopf. Und tatsächlich reicht die Spanne des  Machbaren von 1.500 $ (5 Tage, wobei An- und Abflugtag inklusive ist,  economy class, schlechtes Essen, Pritschenkajüten, gelangweilte guides) bis 10.000 $ aufwärts (Wochenpreis, Luxusliner mit fantastischem Essen und perfekt ausgebildeten guides, tägliche Tauchgänge). 


Worüber in nur wenigen Reiseblogs berichtet wird, ist die Möglichkeit, auf eine Kreuzfahrt zu verzichten und die eine oder andere kleine Insel nicht zu sehen, dafür jedoch auf eigene Faust auf die bewohnten Inseln zu reisen und sich dort eine Unterkunft zu suchen, um dann zu schauen, was einem die Inselwelt an Naturschönheiten “kostenlos“ bietet, wenn man nur die Füßchen benutzt und die Augen weit aufmacht.


Und so haben wir uns entschieden, dieses Abenteuer zu wagen und uns Zeit zu lassen zum Erkunden, die Neugierde ist riesengroß, nicht nur beim Naturwissenschaftler Udo... 


10 Tage gönnen wir uns und am Tag vor dem Flug können wir vor Aufregung nicht schlafen. 


Aber genau DAS ist das, was wir auf unserer Reise immer wieder erleben: 

diese riesige Vorfreude, wie bei kleinen Kindern, das Wundern über das, was wir erfahren dürfen, die Einzigartigkeit dieses Gemeinsam-Erlebens. 

Nichts wird zur Selbstverständlichkeit, zu keinem Zeitpunkt. Alles ist ein riesengroßes Glück und wir leben intensiv im Hier und Jetzt und genießen jede Minute dieser riesigen Chancen, die uns diese Reise bietet.

Heulen vor Glück beim Landeanflug auf Galapagos
Heulen vor Glück beim Landeanflug auf Galapagos

Und so startet der Flieger vom ecuadorianischen Festland (Hafenstadt Guayaquil) und macht sich auf den Weg über den Pazifik in Richtung Isla Santa Cruz, eine der 3 großen bewohnten Inseln des Archipels. Schon im Landeanflug ist der vulkanische Ursprung des Inselreichs unübersehbar. Wir schauen von oben in die Schlote einiger Vulkane, erkennen schwarze Lavazungen und unterseeische Vulkankegel, von denen nur die Spitzen aus dem Pazifik ragen. Insgesamt hat das Archipel 121 große und kleinste Inseln.


Eine Stunde und 50 Minuten später landet der Flieger und ich fange an zu heulen, vor Glück übermannt. Die Reise geht per Bus und Boot auf die Hauptinsel, wo uns ein weiterer Bus quer über die Insel zur Hafenstadt Puerto Ayora bringt. Hier haben wir für 3 Nächte ein kleines Hostelzimmer gebucht, der Preis unterscheidet sich nicht von dem auf dem Festland.


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SANTA CRUZ - DIE SCHILDKRÖTENINSEL


Die Geschichte mit den Schildkröten ist eine sehr Traurige: 


Bevor die Galapagosinseln in den 1950er Jahren zum Nationalpark erklärt und unter Schutz gestellt wurden, waren die Inseln quasi der Ausbeutung der Naturressourcen, der Piraterie und der unkontrollierten Besiedlung ausgesetzt. Sowohl Land- als auch Wasserschildkröten wurden gnadenlos gejagt. Wasserschildkröten waren in erster Linie Lieferant für Fleisch, Öle und Schildpatt für Dekorations- und Modezwecke. Die uralten Landschildkröten wurden gleichfalls verzehrt oder fristeten ein trauriges Dasein im Rumpf der Ozeanschiffe. Überlebten sie die unfreiwillige Reise, erging es ihnen in Kuriositätenkabinetten oder auf Jahrmärkten als Attraktion nicht viel besser. Einige jedoch überlebten ihre Peiniger um viele Jahrzehnte.


Das Töten auf den Inseln wurde Anfang des 20ten Jahrhunderts lokal professionalisiert. Wir entdeckten ein Fragment einer schweren gusseisernen Schildkrötenschlachtvorrichtung, welche in Zeulenroda/Thüringen gefertigt wurde. 

Wir waren sprachlos: 

Wie kommt eine Metallgießerei im fernen Thüringen darauf, für Südamerika ein derartiges Produkt herzustellen?


Die Siedler brachten Haus,- und Nutztiere auf die Inseln, die den verbliebenen Schildkröten ihre Nahrung wegfraßen. Einer der größten Feinde waren die Ziegen, die sich unkontrolliert vermehrten. Dazu kamen verwilderte Katzen und Hunde, die frisch geschlüpfte Reptilien, die nahezu keine Feindbilder programmiert hatten, in ihren ersten Stunden nach dem Schlupf den Garaus machten.


So geschah es, dass sich die Population der Schildkröten rasant dezimierte und dass von 13 Arten nur noch 10 existieren, 3 Arten wurden quasi ausgerottet. 


Auch heute noch könnten sich die Schildkröten nicht ohne menschliche Hilfe so vermehren, dass der Erhalt der Art gesichert werden kann. Grund dafür sind neben genannten Gefahren auch die verwilderten Schweine, die man bis heute - im Gegensatz zu den Ziegen - nicht eliminieren konnte. Diese buddeln mit Vorliebe die eingegrabenen Schildkröteneier wieder aus - und das war's dann mit dem Nachwuchs.


Mit Hilfe der Nationalparkgebühr (100 $), die jeder Tourist bei Ankunft zu zahlen hat, werden Großprojekte wie z.b. Schildkröten- und Darwinfinkenaufzuchtstationen finanziert:

An unserem ersten Nachmittag finden wir bei unserem Spaziergang am Hafen entlang leicht den Weg, der zum Darwincenter und zur größten Aufzuchtstation der Galapagos-Riesenschildkröte führt. Hier verstehen wir: die in der Natur von den freilebenden Exemplaren gebuddelten Nester werden gesucht, die Eier werden herausgenommen und in der sicheren Station weiter künstlich bebrütet. Alsdann schlüpfen die kleinen Schildis mit ihren Pittiplatschköpfchen und dürfen hier sicher und in Ruhe wachsen und gedeihen, bis sie so groß sind, dass sie allein auf Nahrungssuche gehen können (auch das lernen sie in der Station) und sicher in die Freiheit entlassen werden können. Es ist faszinierend, diese kleinen leisen Krabbler zu beobachten und sich bewusst zu machen, welche Größe sie in ca. 80 Jahren erreicht haben werden. Erst dann hören sie auf zu wachsen und werden nur noch dick und kräftig und noch 200 Jahre älter, wenn man sie leben lässt. Ein tolles Artenschutz-Projekt, das natürlich auch finanziert werden muss, weshalb die Inseln widersprüchlicherweise auf den Tourismus angewiesen sind.


Die ganz Kleinen:


Die Jugendlichen:


Die Halbstarken:


Die Giganten 

(in freier Wildbahn angetroffenen):

Solch eine stille und freundliche Begegnung lässt niemanden unberührt und sie ist ein emotionales und beeindruckendes Beispiel für gelungenen Artenschutz!

Aber nicht nur die Schildkröten sind gefährdet. Auch unter den Wirbellosen gibt es heute arge Feinde, wie eingeschleppte Fliegenarten und Feuerameisen, welche die Brut der Darwinfinken befallen oder die Gelege von Echsen ausfressen. Wir hörten auch, dass durch das Einschleppen der Malariamücke die einzigartigen Galapagos-Pinguin-Bestände zurückgehen, weil die Jungen die Malariainfektion nicht überstehen...


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Völlig fasziniert verlassen wir nach stundenlangem Beobachten die Station und bewegen uns Richtung Strand, um die letzten abendlichen Sonnenstrahlen zu genießen. Es erwartet uns eine tiefblaue Bucht aus feinstem Korallensand, gespickt mit schwarzen Lavasteinen, auf denen sich feuer- und rubinrote Krabbeln tummeln, welch ein Farbspiel!

Ich will die Krabben von Nahem beobachten, bewege mich auf die Lavasteine zu und trete beinahe auf einen schwarzen riesigen Wasserleguan, der auf den schwarzen Steinen chillt... 

da sind sie, die INSELDRACHEN - Iguanas - Geschöpfe wie aus der Urzeit! 


Es gibt sie nur hier, sie sind viel größer als ihre grünen Verwandten, sie können super schwimmen, sie sind Vegetarier (Seegras, Algen) und sie sind absolut cool, tiefenentspannt und kennen keinerlei Scheu. Sprich, sie ignorieren uns schlichtweg - welch sympathische Typen!


Und so verbringen wir eine Stunde in der Abendsonne mit diesen uralten Inselbewohnern im warmen Sand, beobachten, wie sie nach und nach aus dem Wasser oder von ihrem Sonnenplatz zum Gebüsch in ihr Nachtlager schleichen, ihre langen Schwänze hinterlassen Spuren im weißen Sand. Sie können 60 Jahre alt werden und können 1 Stunde im Wasser tauchen. Wir sind absolut begeistert von ihrem Aussehen und ihrer coolness. Die älteren Exemplare haben weiße Salzkrusten auf dem Kopf, eine Gabe des Ozeans.


Der erste Abend auf einer Trauminsel oder besser gesagt einem anderen Planeten endet mit frischem Fisch auf der Fischfressmeile von Puerto Ayora. Für 10 $ gibt's hier gegrillten fangfrischen Tiefseefisch (Brujo) oder Thunfischfilet in Currysauce mit Reis, Bohnen und Salat - 

na also, es geht doch mit Galapagos, wenn man sich nicht zu fein ist, sich mit Einheimischen an einen Plastiktisch mit Wackelstühlen zu setzen...


Am nächsten Tag ist eine kleine Wanderung zur “Tortuga-Bay“ angesagt. 

Sie führt durch einen typischen Galapagos-Trockenwald, gespickt mit riesigen Opuntia-Kakteen, die mitunter Baumgröße und einen Stamm von 40 cm Durchmesser aufweisen. Ihre Größe ist beispielhaftes Ergebnis der Evolution (siehe Absatz “Die Schildkröte und der Kaktus“). Uns begegnen auf Schritt und Tritt die zutraulichen Darwinfinken in ihren verschiedenen Ausprägungen - Körpergröße und Schnabelform an die jeweiligen Nahrungsbedigungen angepasst (Kerne und Hülsenfrüchte = fetter Schnabel, Blüten = dünner Schnabel). 


Typischer “Wald“ auf Galapagos:


Darwin-Finken verschiedener Ausprägung:


Nach einer Stunde Fußmarsch breitet sich vor uns eine Traumkulisse aus: weißer feiner Zuckersand und türkisfarbenes Meer - und das auf einer Vulkaninsel. Wir kriegen uns kaum ein und ich hopse wie ein Kind über den Strand ins Wasser. Das gibt es doch nicht, kneif mich mal...

Am Ende des 2 km langen Strandes stoßen wir auf einen kleinen Mangrovenwald, unter dem sich eine Großfamilie Wasserleguane tummelt. Und wieder sind sie völlig unbeeindruckt von unserer Gegenwart, sonnen sich, gehen schwimmen oder flitzen (die Kleinen) aus Angst, von einem Mövenschnabel aufgepickt zu werden, über den weißen Sand. 


Über uns in den Mangrovenbäumen trocknen sich Pelikane und im seichten Wasser schwimmen kleine Babyhaie auf der Suche nach Nahrung. Und wir entdecken auch die Nester der großen Meeresschildkröten. Die in den Sand gebuddelten Eier wurden mit Stöcken markiert, damit niemand drauftritt.


Wir sitzen im Sand und kriegen vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Warum in Hergottsnamen zahlen die Leute ein Vermögen für eine Kreuzfahrt, wenn man hier alles KOSTENLOS vor der Nase hat, man braucht sich doch nur auf den Weg zu machen...??  

Na, soll uns ja recht sein, dann sind sie wenigstens auf ihren Schiffen und wir haben hier das Paradies fast für uns allein 👍


Strandszenen auf Santa Cruz:

Vorsicht!  Wasserschildkröten-Nest!
Vorsicht! Wasserschildkröten-Nest!

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Ein Besuch bei Familie 

“BLUE-FOOTED BOOBIES “


Heute geht's auf See, zur Insel Seymor Norte, mit einem Naturführer, der uns die Vogelwelt von Galapagos nahebringen will, und wir sind vor Aufregung schon wieder zappelig: 


Werden wir heute die lustigen blaufüßigen Gesellen sehen, die es einzigartig nur auf Galapagos gibt? 


Ein flottes Boot bringt uns bei strahlendem Sonnenschein über ein zum Glück ruhiges Wasser und nach 1,5 Stunden betreten wir das unbesiedelte, ursprüngliche Eiland. 

Der Zutritt ist allerdings versperrt - ein Seelöwenmädchen hat es sich gemütlich gemacht und wir steigen vorsichtig drüber. Sie zuckt nicht mal mit der Wimper, ein freies wildes Tier, völlig entspannt, als wäre der Nahkontakt mit Menschen das Gewöhnlichste der Welt.

Wie kann das sein?

Unsere kleine Beobachtergruppe folgt dem guide - es ist strikt verboten, auf eigene Faust über diese unbesiedelten Inselns zu streunen. Dies ist das Reich der Tiere und es gibt einen Pfad, auf dem wir uns bewegen dürfen. Wir bewegen uns langsam und bekommen sehr viel erklärt, über die Entwicklung der Pflanzenwelt und über das Balz-, Brut- und Jagdverhalten der Tiere auf der Insel.


Unabhängig von den (sinnvollen) Vorschriften wäre es auch gar nicht notwendig, sich auf die Pirsch zu machen, denn die Tiere sind so nah, dass man achtgeben muss, nicht auf sie draufzutreten. 


Und das, was uns hier auf Tritt und Schritt begegnet, übertrifft alle Vorstellungen !!!


Gelbbraune Landleguane (nur auf dieser Insel lebend, nirgendwo anders auf der Welt) kreuzen unseren Weg oder machen sich an Kakteen zu schaffen. Auch sie beachten uns nicht und sind mindestens ebenso cool wie ihre Wasserverwandten auf Santa Cruz.

Und DA sind sie, direkt vor uns, am Wegesrand in der knalligen Sonne, unter Büschen, überall, mit großen BLAUEN Füßen, gelben Augen, auf ihren Eiern brütend oder ihre Jungen bewachend. 

Auch sie lassen sich überhaupt nicht stören, zeigen keinerlei Fluchtverhalten. Wunderschöne Tiere, etwas tolpatschig wirkend und so witzig anzusehen. Wir lassen uns viel Zeit, sie in ihrem Brut- und Familiengeschäft zu beobachten. Sobald sie in die Luft gehen, verlieren sie ihre Tollpatschigkeit und werden zu wahren Flug- und Jagdkünstlern, wie Torpedos schießen sie ins Wasser, um in den Tiefen zu fischen.


Der Höhepunkt allerdings ist der Blaufußtölpel-Balztanz! 


Da das ganze Jahr Brutzeit ist, wird auch das ganze Jahr gebalzt und dies geht so: man positioniere sich direkt vor seiner Auserwählten und hebe zuerst das eine, dann das andere Bein und zwar so, dass der blaue Fuß schön zu sehen ist. Um dem Ganzen eine richtig gute Figur zu geben, drücke man den Kopf ganz nach vorn auf die Brust, dann sieht man kräftiger aus. Anschließend Kopf nach hinten werfen, Flügel aufspannen und kräftige Pfeiftöne ausstoßen. Dann schauen, ob und wie die Angebetete reagiert. Bleibt sie kühl, dann das Ganze wieder von vorn, Füße heben, Pfeifen...


Man kann allerdings noch so schön tanzen und pfeifen, es wird alles nichts nützen, wenn die Füße nicht blau genug sind. Die gute Nahrung aus dem Ozean lässt die blauen Pigmente sprießen das heißt: Je blauer die Füße, desto besser genährt ist der Herr, was im Umkehrschluss bedeutet, dass er ein guter Jäger sprich Versorger sprich Familienvater ist.


Die Insel Seymor gehört jedoch nicht nur den Blaufußtölpeln. 

Sie ist ebenso der ideale Brutplatz für die großen Fregattvögel, die man in der Luft an ihrem frack-förmigen Schwanz erkennt. Während die Weibchen sich mit schwarzem Outfit und weißer Brust begnügen müssen, sind die Kerle mit einer roten Brust (Kehlsack) ausgestattet, die sie im Falle eines Verführungsmanövers zu einem großen roten Ball aufblasen können. Augenfarbe, Gesichtsausdruck, Füße, Gesang, Figur oder gar Jagdverhalten spielen in diesem Fall überhaupt keine Rolle, solange der rote Ball da vorne möglichst groß und prall präsentiert wird. 


Hat das Verführungsmanöver Erfolg, dann ist der Nachwuchs gesichert. Der wiederum ist äußerst lebhaft, fordernd und mit starkem Selbstbewusstsein ausgestattet. Das ist auch wichtig, denn er muss sich die Aufmerksamkeit seiner Eltern ganze 2 Jahre einfordern. So lange wird er brauchen, bis er die Wendigkeit und die Flugkünste von seinen Elten erlernt hat und den anderen Vögeln ihre frisch erbeutete Nahrung abjagen kann.


Während Pracht-Fregattchen lernen muss, anderen etwas abzuluchsen...


... muss aus Blaufußtölpelchen einmal ein wahrer Kampfflieger werden:

Nach unserem spannenden und herzzerreißend schönen Besuch auf der  Vogelinsel legen wir an einem der vielen nur mit Boot zugänglichen Traumstrände an. Von hier aus geht es auf Schnorcheltour und wir  bewundern große bunte Doktorfische, schwimmen inmitten riesiger Fischschulschwärme und begegnen unseren Freunden, den sanften großen Wasserschildkröten, wieder. Neben oder über ihnen zu tauchen, ihre ruhigen gleichmäßigen Schwimmbewegungen nachahmend, das ist wie Fliegen unter Wasser!

Bei so viel Sex-Appeal kucken selbst Seelöwe und Galaoagospinguin verschämt zur Seite... 😱


Ein Tag voller Glücksmomente. 

Die Begegnung zwischen Mensch und freiem Tier in solch einer Intensität - einzig auf Vertrauen aufgebaut. 

Möge dieses Vertrauen niemals durch menschliches Fehlverhalten gebrochen werden!!!

Die zweite Insel, die wir besuchen, heißt Isabela. 

Sie ist die Größte des Archipels und man sagt, sie sei die Ursprünglichste, weil am wenigsten Besiedelte. Auf der Suche nach einer Unterkunft tippt Udo aus Versehen einmal zuviel auf's Handy und schwupps, hat er uns für 2 Nächte in ein teures Hotel eingebucht, das unser Übernachtungsbudget um ein Vielfaches übersteigt - auf Galapagos schnell zu finden. Nach dem anfänglichen Schreck und einem vergeblichen Stornierungsversuch akzeptieren wie den Umstand und freuen uns auf 2 Tage Isabela mit Strandlage...


Aber erstmal hinkommen! 


Es gibt sog. Wassertaxis (kleine Schnellboote), die zweimal am Tag ca. 25 Menschen zwischen den 3 Hauptinseln hin- und herschippern. Von den 25 Sitzplätzen sind eigentlich nur 3 akzeptal, nämlich die ganz hinten (da wackelt es am wenigsten) mit Blick in Fahrtrichtung, besonders empfohlen für Leute mit zu erwartender Seekrankheit - also für mich.


Da ich es nach 4 Monaten Reise immer noch nicht richtig gelernt habe, mich in solchen Engpass-Situationen ellenbogenmäßig und rücksichtslos an den anderen vorbeizudrängeln, erwische ich NATÜRLICH den beschissendsten Platz auf dem Boot: ganz vorn und seitwärts und ohne Meerblick! Toll. Ich habe gehört, dass Wellengang noch schlimmer zu ertragen ist, wenn man die Wasserbewegungen nicht sieht. So ertrage ich mit äußerst eisernem Willen, mich nicht zu übergeben, zwei Stunden Überfahrt mit Wellengang. Da wir vorn sitzen, spüren wir am ganzen Körper, wie hart Wasseroberfläche sein kann (wie Beton). Der Rumpf des Bootes kracht aus bis zu 3m Höhe in das Wellental und wir knallen mit den Köpfen an die Bordwand und fliegen 30 cm aus den Sitzen, die Bandscheiben kreischen...


Ich schwöre mir, bei der nächsten Überfahrt kenne ich kein Erbarmen und werde die Erste auf dem Boot sein!!!

Eine Seefahrt, die ist lustig...
Eine Seefahrt, die ist lustig...

Isabela ist eine Insel mit aktiven Vulkanen, die sich wie eine Kette über die Insel verteilen. Zugänglich ist nur ein Vulkan, aber wir verzichten auf einen Aufstieg, zumal der Berg eigentlich ständig in den Wolken ist, also was soll man dort oben sehen? Die 2 Tage hier nutzen wir für ausgedehnte Strandspaziergänge und für einen Bootausflug zu den “los tunneles“ - dies sind ausgehöhlte Lavaformationen im Wasser - ein hervorragendes Schnorchelgebiet. Anders als beim Wassertaxi sitzen wir diesmal AUF Deck mit Blick in Fahrtrichtung und können den spritzigen Wellengang genießen. Aufregend und adrenalintreibend wird es allerdings, als das Boot samt der Passagiere zu einem Surfbrett wird und der Kapitän versuchen muss, mit unseren 900 PS (3x300) auf der (richtig abgepassten) Riesenwelle in Richtung Ufer und damit in die seichte Bucht zu reiten. Unser Mut wird belohnt, wir erleben einen wunderbaren Schnorchelgang und Udo begegnet sogar 20 cm- großen Seepferdchen!!


Anschließend werden wir über das unwirklich aussehende Eiland geführt, eine Kombination aus Lava und Kaktusbäumen und Wasserlegunen, durch die Seelöwen und Pinguine dümpeln. Auch hier begegnen wir nochmal den lustigen Blaufußtölpeln, die unentwegt den Zeigt-her-eure-Füße-Tanz vorführen. 

Strandfrühstück auf Isabela
Strandfrühstück auf Isabela
leichter Seegang 😬
leichter Seegang 😬

Beeindruckende Kombination:

Bootstrip zur Lava-Kaktus-Flamingo-Insel

Unsere letzte Station ist die Insel San Cristobal und wir haben gehört, dass man dort auf Seelöwenstrände trifft. Die Vorfreude auf diese Begegnung lässt meine innere Kraft wachsen. 

Und so geschieht es, dass ich mit Willen, Schnelligkeit und gesundem Egoismus diesmal die besten Überfahrtsplätze auf dem Boot erkämpfe, und zwar die Delux-Variante, oben hinterm Steuermann mit fantastischem Blick auf einem weich gepolstertem Sitz. Sollen doch die Anderen da unten rödeln, wir haben es verdient, EINMAL auf dieser Reise nicht den miesesten Sitzplatz zu haben. Ab und zu wird es ob des mal wieder starken Wellengangs zwar ein bißchen nass, aber dafür sehen wir Rochen und Merline meterhoch aus dem Wasser springen! 


Diesmal macht es richtig Spaß und wir genießen die Luxus-Schnellboot-Reise über den Pazifik.

Auf San Cristobal begrüßt uns eine Seelöwenmutter mit ihrem säugenden Jungen auf der Seebrücke und ich bleibe vor Rührung wie angewurzelt stehen, nicht ahnend, wie oft wir solche Begegnungen hier noch werden erleben dürfen.

  

Unsere Hotelmutti erzählt uns, dass der Orts-Strand von von San Cristobal jeden Abend von einer Kolonie Seelöwen bevölkert wird, die dort die Nacht verbringen. Wir machen uns rechtzeitig auf den Weg, dem Spektakel beizuwohnen. Und was für ein Spektakel!

Brüllend und bellend und rülpsend kommen sie nach und nach aus dem Wasser gerobbt, die Großen und die Kleinen. Aber Mutter Natur zeigt sich hier nicht nur von ihrer schönen Seite. Ein kleines Seelöwenbaby ruft aufgeregt nach seiner Mutter, robbt über den Strand und beschnuppert jedes Weibchen, in der Hoffnung, dass dieses seine Mama ist. Jedesmal wird es verjagt. Es sieht sehr dünn aus. Manchmal versucht es, sich neben ein anderes säugendes Junges zu legen und bettelt, auch an die Zitze zu dürfen. Keine Chance. Die Mutter ist nicht auffindbar. Vermutlich ist sie verletzt oder von einem Orka gefressen worden... wir belesen uns, ob es unter Seelöwen vielleicht Adoptionen gibt, leider ist das wohl nicht der Fall. Selbst wenn eine Mutter ihr Junges verliert, würde sie ein anderes Waisenkind nicht annehmen. Somit scheint das Schicksal des kleinen Seelöwen wohl besiegelt. Auf dem Rückweg zum Hotel hören wir noch immer seine Klagelaute und verzweifelten Rufe 😖


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San Cristobal lockt mit traumhaften Stränden, die auf mehr oder weniger anstrengenden Wegen zu erreichen sind, je nachdem, wie viele Menschen man um sich haben will. Was man auf jeden Fall, egal an welchem Strand, um sich hat, sind Seelöwenfamilien in Größenordnungen. Warum sie hier und auf keiner anderen Insel so zahlreich vorkommen, wissen wir nicht. 


Wir haben das Glück, den Müttern beim Spiel mit ihren Jungen schnorchelnd unter Wasser zuschauen zu können. Sie sind so sozial und liebevoll miteinander, aus 2 Metern Entfernung können wir ihr Treiben beobachten.

An einem Tag gesellen sich 3 Seelöwenjunge zu uns. Zuerst umkreisen sie uns neugierig, dann beginnen sie, mit uns zu spielen, kommen auf uns zugeschossen, um dann im letzten Moment vor uns abzutauchen, springen über uns hinweg, drehen unter uns ihre Pirouetten und prusten uns Luftblasen zu. Wir sind hin und weg, das Spiel geht 30 Minuten und wir rufen uns zu:


Hey, das hier ist keine Unterwasserdokumentation über das lustige Leben der Tiere - das ist die Wirklichkeit und wir sind mittendrin!!“


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Gesichter:


Und so vergehen unsere letzten 4 Tage auf Galapagos, mit unseren Meeresfreunden spielend und davon nicht genug kriegend, spazierend, schnorchelnd - die einmaligen Momente genießend. Die Abende klingen aus mit Mojito zum Sonnenuntergang und frischem gegrillten Meeresfisch.



Wir verlassen die Galapagosinseln und ihre freundlichen Bewohner am 11.5. schweren Herzens mit dem Flieger in Richtung Quito, der Hauptstadt Ecuadors in der wir 3 Tage brauchen, um unseren Abschiedsschmerz zu überwinden. Was bleibt, ist mal wieder das Gefühl großer Dankbarkeit für die Chancen und Erfahrungen, die uns diese Reise bietet.


ADIOS GALAPAGOS!

Volveremos!