3.5.2017 - 14.5.2017


Cusco, Regenbogenberge und die Kinder der Sonne

Niemand könnte unsere Begegnung mit der Hauptstadt des Inkareichs besser beschreiben als Udo:

“Es ist bereits hell, gleißendes Licht und von Wasserdampf geschwängerte Luft - unser Nachtbus gegen 7 Uhr morgens fährt in einen typischen, von Betonmauern umgebenen Busbahnhof ein und sofort werden wir von bekannten Geräuschen umnebelt: “Mister, Taxi, Taxi, Senor, Taxi, Taxi, Habitacion...“. Taxifahrer scheinen nie zu schlafen. Aber wir brauchen eines und deshalb schnell den Preis verhandelt und ab quer durch Cusco in unser Hotel “El Mirador de St. Ana“ auf einer Anhöhe gelegen. 

Was für ein Glück: Unser Zimmer ist schon jetzt bezugsfertig und wir können nach der anstrengenden Nacht mit Blick auf Cusco entspannen. In der Ferne sehen wir die allgegenwärtige Plaza del Armas und diverse Turmspitzen katholischer Gotteshäuser. 


Stunden darauf erkunden wir die Stadt und sind überwältigt - was für eine Pracht, wie aufgeräumt erscheint das koloniale Zentrum...

Taxifahrer, einige Händler und viele Touranbieter sowie (natürlich) Polizisten und Seguraderos jeglicher Waffengattungen scheinen die einzigen heimischen Menschen zu sein.

Touristen! Nie zuvor offenbarte sich uns dieses Wort in Verbindung mit einer gegebenen Tatsache und brannte sich intensiver, sekündlich in unser Bewusstsein als hier. Jeder verbliebene Heimische sieht seine Chance, irgendetwas an die Gringos loszuschlagen. Angeboten wird alles. Wassereis, bunte Tücher, Ponchos, Cusco-Krawatten, Waffeln, Exkursionen, Billigschmuck, “echte“ Inti-Figuren, Teppiche oder auch (Liebes)massagen [nachfragen!]. In den Bogengängen gibt es den täglichen Spießrutenlauf, und zwar 24 Stunden am Tag durch unzählige Restaurant-Schlepper mit wedelnden Speisekarten - die Provision soll lächerlich sein...

Überwältigung dennoch, oder gerade! Aber auch Erschütterung! 

Wie konnten es die europäischen Eindringlinge wagen, wie konnten sie es mit ihrem in die Welt getragenen christlichen Glauben vereinbaren, das prachtvolle Zentrum des Inkareichs weitgehend abzureißen? 

Wir entdecken kunstvolle Conquistadoren-Paläste des 16. Jahrhunderts mit eigenen Obstgärten, Kreuzgängen, Krypten und Glockentürmen. Doch was ist das!? 


Die Grundmauern scheinen anders geartet, anders konstruiert worden zu sein. Ohne sichtbare Verfugung passen die Steine auf- und ineinander, jeder zentnerschwer. Ich bin üerwältigt und fasziniert und positioniere Ulrike für ein Foto vor ein solches Gesteinsensemble.  Schnell bemerke ich die wahren Künstler: Inkaische Steinmetze allererster Güte waren hier am Werke. Respektlos trugen die Spanier Paläste, Tempel oder Wohnhäuser ab und verwendeten die Brocken für ihre eigenen neuen Wohnsitze.

Unten rechts der berühmte 12-eckige Felsstein - passgenau gemacht


Auch heilige Orte und Kultstätten für Inti (die Sonne) oder Pacha Mama (Mutter Erde) wurden rasch überbaut und unkenntlich gemacht. Sogenannte heidnische Zeremonientempel versuchte man aus dem Bewusstsein der “Ureinwohner“ zu verbannen. 

So finden wir in der Stadt überall Zeugnisse eines rigorosen Umbaus. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch die Europäer Gefallen an den harmonisch platzierten Steinriesen und gewaltigen Mauern fanden. Ende des 16. Jahrunderts waren bereits viele Tonnen Gold aus den Tempeln abmontiert, gestohlen und eingeschmolzen. Nach Spanien gelangten kaum Kunstschätze oder Beispiele präkolumbianischen Handwerks aus edlen Metallen. Barren waren das gewünschte Exportgut. Bald schon sollte darauf gründend ein neuer Berufszweig zur absoluten Blüte auf dem Atlantik reifen - die Seeräuberei...

Immer wieder wurde gemunkelt, dass sich unter dem Areal der Kirche Santo Domingo ein sagenhaftes Inkaheiligtum oder gar ein Palast mit Schätzen befinden soll. 

Als im Jahre 1950 ein heftiges Erdbeben Teile des Kreuzganges und der Gewölbe einstürzen ließ, vernahm man, “was für ein Wunder“: 

das Wunder von Cusco. Das terremoto gebar DAS Universalheiligtum des Inkareichs: Inticancha - den Sonnentempel.

Ein BLINDER hätte über die Jahrhunderte hinweg die offensichtlichen Indizien eines früheren oder eines noch vorhandenen Heiligtums am Standort sehen können. Treppen ins Nirgendwo, typische Steinmetzarbeiten am Sockel, fugenlose Mauern oder neue Kirchenwände über abgetretenen Bodenplatten. Es war einfach nicht gewollt, totgeschwiegen, vergessen gemacht, jedoch nicht vergessen...


 Und dann die Fügung, das “Wunder von Cusco“ - welch Heuchlerei. Sämtliche Pläne und Bauunterlagen wichtiger Gotteshäuser rund um den Erdball lagern im Vatikanstaat. Die Schandtaten des Vernichtungsfeldzuges gegen die Kulturen der neuen Welt,  insbesondere vorliegendes Beispiel, waren somit gleichsam ein wohlbehütetes aber auch offenes Geheimnis. 


Uns jedenfalls, im Kircheninnenhof stehend, entlockte die “Lejenda“ vom Erdbebenwunder bestenfalls ein müdes Lächeln.

Spanischer Rundbogen über inkaischen Tempelaufliegern
Spanischer Rundbogen über inkaischen Tempelaufliegern
bis 1950 war dieses Heiligtum unter conquistadorischem Bauwerk verborgen
bis 1950 war dieses Heiligtum unter conquistadorischem Bauwerk verborgen
typische konische Nische für Statuen und Götzen, die Steine in perfekter Symmetrie umgehauen
typische konische Nische für Statuen und Götzen, die Steine in perfekter Symmetrie umgehauen
Die goldenen Tore des Tempels herausgebrochen von den Spaniern und eingeschmolzen - 500 Jahre vorborgene Überreste
Die goldenen Tore des Tempels herausgebrochen von den Spaniern und eingeschmolzen - 500 Jahre vorborgene Überreste



Nach dem Besuch des Heiligtums bekam Ulrike, (k)ein neues Wunder, wieder Hunger und wurde ungehalten. Nahrung musste her und zwar augenblicklich. Ein gerade verfügbarer Mexikaner wurde geentert und ich ahnte schon...ich hasse mexican food...es gab wiedermal Pringles mit Flüssigkäse, garniert zwar, jedoch recht widerlich.“


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IM VOLLBARTRAUSCH AUF DEN BUNTEN 5000er

Wir haben eine Tagestour gebucht: Rainbow Mountains, soll der Hammer sein...


Um 3.30 Uhr in der Frühe sollen wir vor dem Hotel abgeholt werden, wir stehen pünktlich stramm an der Straße. Klar, dass es wiedermal anders kommt, dass die Hotelmutti per Telefon aus dem Bett geholt wird, um uns an der kalten Blechtüre zu vermitteln, dass wir uns an einem anderen Ort einfinden sollen. Okay, wir traben los, im Stockdunkeln, Zumutung! 


3.45 Uhr. Inzwischen wurden wir des Nächtens von unzähligen finsteren Gestalten in „taxis“ angehupt, man möchte nicht mal zur Strasse blicken, geschweige denn einsteigen. Niemand weiß, wo man landen würde. 


4.00 Uhr. Der Bus kommt. Die 100fach gehörte Frage mit Blick auf handgeschriebene Zettel „ Uhulli de Tscheeeng“ ??? Ja, wir sind Uhulli! Rein in den Bus, der gefüllt ist mit schlafenden Vollbärten.


Wir fragen uns, warum die Tour eigentlich so erbarmungslos früh startet und finden das alles ziemlich schlecht organisiert, so nach dem Motto “die wollen wohl früh Feierabend machen“, aber wir werden eines Besseren belehrt, denn worüber wir bei Buchung der Tour nicht belehrt wurden, ist das, worauf wir uns hätten eigentlich physisch und psychisch vorbereiten müssen und was wir nun erst im Bus erfahren: 


“Chicos, wir besteigen heute einen 5000er! Wir fahren jetzt 3 Stunden, dann gibt's einen kleinen Snack (7.00 Uhr), dann fahren wir auf 3200m und dann geht's los. Steiler Aufstieg, 3,5 Stunden etwa, oben ist es bitter kalt und wir müssen uns beeilen, denn ab Mittag zieht es sich zu, dann habt ihr keinen schönen Ausblick mehr... und ihr wollt doch bunte Berge sehen! Dann wieder 3 Stunden bergab, um 16.00 Uhr gibt's Mittag. Also nehmt euch Stärkung für unterwegs mit, vamos chicos!“


3,5 Stunden bergauf? 

Eiskalt? 

Stärkung? 

Wir haben weder warme Sachen noch etwas zu essen eingepackt... wir sind bei morgendlichen fast 20 Grad in Cusco gestartet... aber zum Glück gibt es ja, welch ein Zufall, am Frühstücksort ein paar hübsche Stände mit Alpakamützen, Alpakahandschuhen, teurem Leitungswasser und noch sündhaft teureren Snacks...


“Ach, und dann, chicos, noch ein Hinweis: ihr werdet nicht die einzigen chicos sein, die dort raufkrepeln. Es werden ca. noch 200 andere chicos sich auf den gleichen Weg machen, also chicos, hängt euch bitte diesen gelben Wimpel hier um, damit ihr erkennt, zu welcher Gruppe ihr gehört. Und für all die chicos, die es brauchen, hier ein kleiner Wanderstock, und wer gar nicht mehr kann, es gibt auch Pferde... aber nun vamos arriba, chicos!“


Nee oder? 

Wir kommen nach 3 Stunden Fahrt durch verzauberte Landschaften und Flußtäler am Wander-Startpunkt an. Auf dem Parkplatz stehen ca. 20 Busse und wir sehen schon von weitem, wie die Ameisenstraße den Berg hochzieht... das ist das, worauf wir überhaupt keine Lust haben, aber was nun? Wir sind ja genauso Touris wie all die anderen, es bleibt also nur: ausblenden und ignorieren, zurückfallen lassen, Landschaft genießen. Und die ist mal wieder einzigartig, so dass jede Atemhol- und Verschnaufpause zu einem Schauspiel für die Augen wird.

Die Schlange der Bergsteiger löst sich recht schnell auf. 

Die Hälfte der gelben Wimpel (vollbärtig in jedem Fall, hauptsächlich jung französisch bzw. sehr jung israelisch mit besonders vorlautem Mundwerk bei der morgendlichen Anfahrt bzw. dicklich amerikanisch) steigt auf's Pferd, geführt von örtlichen campesinos und campesinas, die in Windeseile den Berg hochmachen. 

Und dann ist da noch der asiatische Mitreisende, der, oben vom Pferd auf mich herabruft “Lady, please make a picture“ - me and my horse and my servant, ohhh what a funny experience, grins 😬


Nun gut, die andere Wimpelgruppe, wir inklusive, kämpfen uns tapfer 2,5 Stunden den Berg hoch und nach jeder Kuppe kommt die Ernüchterung, dass dies noch nicht die letzte Bergkuppe war und ich merke, dass mir bei 4500 so langsam die Luft ausgeht und die Beine schlackern. 

Aber ich will mich nicht foppen lassen und kämpfe mich weiter hoch, Udo ist älter als ich und schafft das schließlich auch. Aber bei 4800 ist es endgültig vorbei: meine Luft ist jetzt so knapp, dass ich leichte Panikgefühle kriege, weil einfach kein Tiefatmen möglich ist, was mal wieder in einem Mitleidsheulkrampf endet. Also, nutzt nix, Udo muss ein Pferd herbeirufen und trocknet meine Tränen.

150 Höhenmeter trägt es mich, dann steige ich ab und erklimme auf den letzten 50 Höhenmetern japsend den Gipfel, auf dem schon seit 2 Stunden all die jungen französischen und israelischen und dicklich-amerikanischen chicos mit den feschen warmen Alpakapullovern sitzen und klönen und 100 Selfis von der Gipfelbesteigung machen, ha...


Ich warte zitternd auf meinen tapferen Udo, der sich durch die Höhenmeter kämpft.

Endlich können wir den Ausblick genießen. Und trotz all der Menschenansammlungen hier oben, es ist umwerfend!! 

Der schneebedeckte 6000er Nachbarvulkan zwinkert uns zu, gut gemacht 😉 und die “montañas coloradas“ sind zum Glück noch nicht in Wolken gehüllt.


Der Abstieg ist ein bißchen weniger anstrengend, aber schon überholen uns wieder die campesinos mit ihren Pferdchen und wer sitzt oben drauf und versteckt das Gesicht unter dutzenden Vollbärten und besetzt im unten wartenden Bus die besten Plätze?....

Die bäuerlichen Siedlungen, die wir streifen, gehören zu den ärmsten, die wir auf unserer Reise bisher gesehen haben. Einfachste Lehmhütten, ohne Fenster, keine Elektrizität, kein fließendes Wasser, keinen Ofen... und hier leben all die bunt gekleideten stolzen campesinos mit ihren Pferden, Alpakas und ihren Familien. 

Unvorstellbar für uns verwöhnte Wessis... und den meisten der Bergbezwinger und pseudo Bergbezwinger wohl auch so ziemlich egal.

Trotz all der schönen Landschaften, die wir anders nicht hätten erreichen und genießen können: es war definitiv unsere letzte gebuchte “Tour“ - diese Art von Tourismus wollen wir nicht länger unterstützen, was uns auf der Heimfahrt noch einmal sehr bewusst wird, als die Busse kolonnenweise durch die verschlafenen Dörfer poltern und die Menschen dort von der Straße hupen. 

Wir schämen uns!


Wir nehmen uns vor, nur noch das zu machen und zu besuchen, was wir selbst auch allein organisieren oder mit lokalen Möglichkeiten erreichen können, so wie wir es zu 80% auf dieser Reise bisher auch getan haben. Und wo uns wirklich der Nerv abgeht, ist dieser “Abhak-Tourismus“, okay, gesehen, kann man jetzt posten, weiter geht's. Land und Leute und deren Leben interessiert kaum jemanden. Solche Art von Mitreisenden müssen wir in Zukunft unbedingt meiden!


Rainbow-Mountains, ihr seid wunderschön, aber hoffentlich gibt es bald einen Erdrutsch und ihr habt wieder eure Ruhe und euer Moosbett kann sich endlich erholen!


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IM HEILIGEN TAL DER INKA

Das Spannendste an Cuzcos Umgebung ist seine Historie. Die Stadt selbst war für die Inkas der “Nabel der Welt“ - das bedeutet “Qosco“ in der Quechuasprache. Von hier aus breitete sich das Inkareich bis Chile im Süden und bis Ecuador/Kolumbien im Norden, bis ans Meer im Westen und  bis zum Amazonas um Osten aus. Es führten vier Straßen aus den vier Reichsteilen in diese Stadt und die Quartiere der Stadt waren symbolisch den dazugehörigen Gegenden des Landes und der aus diesen Reichsteilen kommenden Bevölkerung zugeordnet. Cuzco war das politische, religiöse und kulturelle Zentrum des Reiches und für die Bevölkerung war Cuzco ein Symbol für ihr Reich.


Dementsprechend hoch war die Besiedlung rund um Cuzco, und im immergrünen Tal des Urubamba-Flusses entstanden viele Hochburgen und Königssitze der Inkaherrscher. 


Unserem Schwur folgend, keine Tour mehr zu buchen, entscheiden wir uns für die Variante 4-Tages-Mietwagen, die uns ein hohes Maß an Flexibilität ermöglicht. So können wir das ganze Tal nach gusto erkunden und auch mal dort anhalten, wo kein Bus anhält, um tolle Ausblicke zu genießen.

Cool mit Kiste... hoffentlich unfallfrei...
Cool mit Kiste... hoffentlich unfallfrei...


Unsere Stationen im “valle sagrado“:

Festung Sacsayhuamán:


Diese Festung befindet sich rund 2 Kilometer nördlich von Cuzco auf einer Höhe von 3.600 Metern. Die imposante Anlage besteht aus drei zickzack-förmig übereinander gebauten Mauern mit einer Länge von 600 Metern!


Auch bei diesen Mauern wurden die Steine fugenlos ineinander gefügt, und was für Gesteinsbrocken! Wir stehen mal wieder und staunen und fragen uns, wie das möglich ist, solche Steingiganten zu bewegen, aufzustapeln. Woher kommen nur all diese Felsbrocken??

In der Nähe der Festung steht ein Eiszeit-Felsen mit riesigen Gletscherschrammen, also gab es hier Gletscher? In den Felsen eingehauen sind “Sitzbänke“ und Nischen und wir vermuten hier sogar vorinka-zeitliche Besiedlung. Ein spannender Rundgang durch eines der anschaulichsten und besterhaltendsten Beispiele inkaischer Baukunst.


Die Inkahochburgen Pisaq und 

Ollantaytambo:

Pisaq ist eine Stadt und frühere Bergfestung, etwa 33 Kilometer von Cuzco entfernt. Die Inkafestung thront oben über der Stadt am Berghang. Man erkennt deutlich den Grundriss der Stadt, Gänge, Gassen und Häuser. Eine lange Treppe führt von den Häusern zum höchsten Plateau hinauf. Dort, in der Mitte des Tempelbereichs, liegt der Intihuatana, ein mächtiger Felsbrocken, von dem die Inka glaubten, an ihm sei die Sonne angebunden.


Am beeindruckendsten, neben der Stadt an sich, sind hier die gut erhaltenen Inkaterrassen. Mit dieser Technik des Anbaus und der Bewässerung schafften diese Baumeister es, die unwirtliche Berg- und Felsgegend landwirtschaftlich nutzbar zu machen und somit völlig autark zu leben. 

Ollantaytambo ist das einzige verbliebene Beispiel für Stadtplanung aus der Inka-Zeit. Die Grundgebäude sowie die engen Gassen der Stadt befinden sich noch in ihrem ursprünglichen Zustand. Die geraden und engen Straßen bilden 15 quadratische Blocks, die je einen Eingang zum zentralen Innenhof besitzen, der von Häusern umgeben ist. Viele Häuser weisen noch die perfekt gearbeiteten Inka-Mauern aus dunkelrosa Stein auf. 


Auf der der Stadt zugewandten Seite des hohen Berges befindet sich ein imposanter Inka-Komplex, der strategisch günstig gelegen war, um das Heilige Tal der Inka zu dominieren. Hier zog sich auch der letzte Inkakönig nach dem Fall Cuzcos an die Konquistadoren zurück, um seine verbliebenen Soldaten zu sammeln.


Der Weg hoch zur Festung von Ollantaytambo ist atemberaubend, er führt über unzählige Stufen entlang der berühmten Terrassen und oben angekommen, bietet sich ein traumhafter Ausblick über das Heilige Tal der Inka.


Auch hier finden sich die berühmten Inka-Mauern ohne Mörtel und mit perfekt ineinandergefügten Steinen wieder. Mit Nuten und Zapfen geschickt verzahnt waren sie vollkommen erdbebensicher. Im sog. Sonnentempel steht eine Mauer der sechs riesigen Monolithen - wie bitte kamen die da hoch auf den Berg und wer hat sie so glatt bearbeitet? 

Udo hat festgestellt, dass der Berg selbst aus völlig anderem Gesteins-Material besteht. Und auch in der näheren Umgebung sind laut google diese Art von  Gesteinsvorkommen nicht abzutreffen. Wir kratzen uns zum wiederholten Male am Kopf - es bleibt ein riesiges Geheimnis...

Bäder und Wasserheiligstätten:

Die riesigen Monolithen des Sonnentempels, wie kommen die hier hoch? 

Und die herumliegenden, schon behauenen Felsen zeugen davon, dass man hier noch nicht fertig war mit dem Bau des Tempels ..

Unterhalb der Festung finden wir Badehäuser und heilige Quellen. Gegenüber der Festung, auf der anderen Seite des Berges, sehen wir seltsame Ruinen, einst Lagerhäuser. In der großen Höhe war die Temperatur niedriger, was gemeinsam mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem für längere Haltbarkeit von Getreide sorgte. 


Die Salzterrassen von Maras:

Hierüber sahen wir im Vorfeld der Reise einen TV-Bericht, der das harte Leben der Salzbauern dokumentierte. Die Salinera de Maras ist die höchstgelegene Salzfarm der Welt. 


Sie ist bekannt für die strenge aber sehr gerechte Gesellschaftsordnung der Inkas, in der auch sozial schwächeren Menschen Hilfe geleistet wurde. Die Fläche der Salzbecken wurde seit je her gleichmäßig auf die Familien der umliegenden Region aufgeteilt. Jeder sollte von der Bewirtschaftung der Salzterrassen gleichermaßen profitierten.


Was früher das weiße Gold der Inkas war, stellt heute nur noch eine kleine Einnahmequelle für die hart arbeitenden Salzbauern in den Anden Perus dar. Ihnen gehören jeweils ein paar Salzterrassen - von den Inkas mit Menschenhand erschaffen und inzwischen ca. 500 Jahre alt - und diese werden von Generation zu Generation weiter vererbt. In harter Arbeit und in einer 7-Tage-Woche wird hier das teuerste Salz der Welt (“Inkasalz“) geerntet, und zwar immer noch wie zu Zeiten der Inkas: 


Das salzhaltige Wasser wird über ein ausgeklügeltes Kanalsystem in die gerade einmal 30 cm tiefen Becken geleitet. Die hohe Sonneneinstrahlung lässt das Wasser verdunsten. Zurück bleibt das schneeweiße, kristalline Salz, das die Bauern an die großen Salzexporteure verkaufen, welche den Preis drücken, das Salz dann aber zu Horrorpreisen weiter verkaufen.


Und da überkommt er uns wieder, dieser tiefe Respekt vor den Menschen, die hier unter schweren Bedingungen leben und arbeiten, in dem Wissen, dass sich diese auch in weiterer Zukunft nicht ändern werden. Und die ihre Salzterrassen mit Stolz hegen und pflegen und an ihre Kinder weiter vererben werden, so wie sie selbst in dieses Leben hinein geboren wurden und die uralten Traditionen weitergeführt haben. 


Leise machen wir uns von dannen und nehmen noch aus dem Augenwinkel eine Kleingruppe italienischer Midlivedamen wahr, die selfi-postend auf einer Terrasse mit feinstem weißen Salz herumtrampeln... 😡


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UNSER “INKA-TRAIL“ NACH

MACHU-PICCHU 

Machu-Picchu: DAS ist der Ort, bei dem wir uns am meisten schwer getan haben. Von Anfang der Reiseplanung an hat uns der Hype um diese Inkastadt in den Bergen Perus abgeschreckt. Nicht dass wir nicht neugierig gewesen wären, aber die Reiseführer und Reiseblogs mit ihren Auflistungen all der Möglichkeiten, wie man am besten Machu Picchu erreicht und welche Kosten man einplanen muss, angefangen bei Anreise mit dem Zug (250 Eur für eine Strecke = 60 km) über Inkatrail-Trekking für 500 Dollar bis hin zu Wandern an den Bahngleisen, Eintritt pro Person 60 Dollar, Bus vom Ort bis auf den Berg = 20 min = 25 Dollar und dann die Zulassungsbeschränkung auf 2000 (!) Besucher täglich (!).... absolut nervig und eigentlich war es so, dass wir das Thema Machu Picchu bis zu dem Tag verdrängt haben, als wir in Cuzco standen und die Frage aufkam, wie lange wir hier eigentlich bleiben wollen. Vom Aufkommen dieser Frage bis zum Entschluss dauerte es dann nochmal 3 Tage, an denen wir Alternativen checkten, Preise erfragten, Anbieter verglichen, alles über den Haufen warfen, weil wir diesen Preiswahnsinn einfach nicht bedienen wollten. 

Und vor allem: bloß keine Tour!!!


Wir waren fast soweit, weiter zu reisen, als uns dann doch nochmal die große Neugier nach diesem trotzdem geheimnisvollen Ort überkam. Letzte Überlegung und dann stand fest: wir machen es, wir wollen uns nicht hinchauffieren lassen, wir wollen es sehen und wir wollen es uns erarbeiten! 

Aber nicht für 500 Dollar!


Und so kommt es, dass wir an einem Freitag morgen mitten im heiligen Tal an einer Tankstelle auf einen Minibus warten, der uns 200 km (5 Stunden) zunächst über atemberaubende Pässe und dann hinunter in den Urwald bringt. 


Wo in Sonnengottes Namen liegt denn diese Stadt???


Irgendwo dort, weitab asphaltierter Straßen, hinter irrsinnigen Schluchten, befindet sich die stillgelegte Bahnstation “Hidroelectrica“. Hier spukt uns der Minibus aus und wir können in einer zusammengezimmerten Bude ein schlechtes Touristenmenü zu uns nehmen. 

Es ist 15 Uhr, die Sonne knallt erbarmungslos, es ist schwül. Wir setzen die Ruckis auf und der 2. Teil der Reise beginnt: 12 km entlang der Bahngleise bis nach Aguas Calientes marschieren, zu dem einzigen Ort, von dem man aus in die Inkastadt gelangt. Wir haben 2,5 Stunden Zeit, dann wird es langsam dämmrig, und wir wollen nicht im Dunkeln den Ort erreichen. Also zügig marsch. Die Bahngleise führen durch ein wunderschönes tropisches Tal entlang eines Flusses, eingerahmt von immergrünen Urwaldbergen. Wir möchten so gern verweilen, aber die Zeit lässt es nicht zu. Wir passieren ärmliche Hütten, hier leben Menschen, zwischen Bananenstauden, weitab irgendwelcher Siedlungen.


Wir erreichen Aguas Calientes bei Einbruch der Dunkelheit und finden uns in einem glitzernden Touriort mit Edelhotels,  Restaurants und Souvenirshops wieder, totale Parallelwelt. Aber es ist ja klar, irgendwo muss das Geld ja hin, das von vielen kritiklos für einen Machipicchubesuch hingeblättert wird. Wir fühlen uns unwohl, da ist er wieder, dieser Hype, die Menschen sitzen als stolze Machupicchubesucher in den Restaurants und konsumieren weiterhin kritiklos schlechtes Essen. Die meisten jedenfalls, einige laufen wie wir mit langen Nassen durch die Straßen und schütteln nur die Köpfe angesichts der vermessenen Preise.


Was soll's, ab ins gruselige Hostelbett, wir müssen früh raus, denn wir sind noch nicht am Ende unserer Reise angelangt, das “Härteste“ kommt noch, der Aufstieg nach Machu Picchu am sehr frühen Morgen. 


Warum wir das tun? 

Weil wir zu den Ersten gehören wollen, die oben ankommen, um die Morgenstimmung zu erleben, ohne Touristenströme.


3.30 Morgens: hundemüde packen wir unsere 7 Sachen und laufen schlaftrunken durch den Ort und dann - mit Kopflampen bewaffnet - zum Eingang des Wanderweges. Dort warten wir, leider nicht ganz allein, sondern in einer Schlange mit ca. 100 anderen mit der gleichen Idee 😬, im Nieselregen auf den Einlass. Um 5.00 Uhr geht der Schlagbaum hoch und die Scharen flitzen los, jeder will der Erste sein. 

Warten auf den Start: dunkel, tropisch, regnerisch und leider nicht allein...
Warten auf den Start: dunkel, tropisch, regnerisch und leider nicht allein...

Dann beginnen die Steintreppen. 

1900 werden es am Ende insgesamt sein, steil, glitschig, ohne Erbarmen. Schon nach den ersten 50 lichtet sich die Schar, einige flitzen hoch, als würden sie im Leben nichts anderes machen, die meisten aber lassen sich zurückfallen, schnaufend, schwitzend. Die feuchte Luft und die tropischen Temperaturen - selbst in der Frühe - tun ihr Übriges. Udo schleppt unser Reiseequipment auf dem Rücken, stemmt also zum eigenen Körpergewicht nochmal 18 kg zusätzlich, er ist nass bis auf die Haut. Mehrfach während des Aufstiegs spielen wir mit dem Gedanken, abzubrechen, wir haben einfach keine Lust mehr auf diese Tortur. Aber das wäre dann wirklich fatal, so kurz vor dem Ziel... also weiter kämpfen, bis wir in der Nähe weiter oben Freudenschreie hören. Die Ersten haben es geschafft, wir sind fast am Ziel!

6.45 Uhr, wir sind oben, völlig erledigt!


Es wird langsam hell und wir sind durch die Wolken, es ist jetzt trocken. Der Eingang zur Inkastadt öffnet, und wir gehören somit zu den ersten 100 von 2000 Besuchern an diesem Tag.


Und vom ersten Moment an spüren wir, es war richtig, hierher zu kommen. Es hat sich gelohnt, mit Anstrengung zwar, aber dafür ohne ein Vermögen auszugeben. Die Wolken liegen über der schlafenden verlassenen Inkastadt, die hier oben, umgeben von Urwaldfelsen, vor dem emporragenden Felsen Machu Picchu (“alter Felsen“) thront. Und ja, sie ist noch schöner als auf Bildern, so abgelegen im peruanischen Hinterland in dieser einzigartigen Lage, so gut erhalten, magisch, geheimnisvoll. Wie friedlich muss es hier vor 500 Jahren zugegangen sein. 10000 Menschen lebten hier, völlig autark. 

Machu Picchu war nicht die einzige Stadt hier, erfahren wir von einem Guide. Es gibt hier fast auf jedem zugänglichen Berg Spuren von Besiedelung, jedoch war Machu Picchu die Größte und offenbar auch ein strategischer Punkt. 


Die Morgensonne kämpft sich durch die Wolken und nach einer Stunde liegt die Stadt klar und in ihrem gesamten Ausmaß sichtbar vor uns. Wir lassen uns treiben, schlendern durch die “Unterstadt“, steigen auf den “Tempelberg“ mit seinen rituellen Plätzen und bewundern ein letztes Mal die Baukunst der Inka. Dass die Stadt noch nicht fertig gebaut war, davon zeugen herumliegende unbehauene Felsen. 



Eindrücke aus Machu Picchu:

Gegen 10 Uhr füllt sich die Stadt mit Menschen, die ersten Touribusse kommen an und spucken all die Reisegruppen aus, die vor 30 Minuten unten mit dem schweineteuren Inkatrain angelandet sind. 


Es wird Zeit für uns, den Ort zu verlassen. Wir konnten ein fast menschenleeres Machu Picchu genießen und machen uns dankbar und schwer beeindruckt auf den anstrengenden Rückweg (1900 Stufen bergab, 12 km zurück entlang der Bahnschienen, 6 Stunden Heimfahrt nach Cuzco mit den Minivan). In Cuzco angekommen, brauchen wir einen ganzen Tag, um uns von den Strapazen der letzten 2 Tage zu erholen. 


Hier mussten wir wieder runter:

Wir haben insgesamt 10 Tage im alten Inkareich verbrachte, haben uns Zeit gelassen, die Stadt und ihre geheimnisvolle Umgebung zu erkunden und zu bewundern und uns wurde an vielen Orten bewusst, welche intelligente Hochkultur hier vor 500 Jahren lebte. Wir sind überglücklich, dass wir das alles erfahren und fühlen konnten und wir verlassen Cuzco mit dem Flieger, der uns nun 1300 km in Richtung Norden an die peruanische Pazifikküste bringt.



Adios Cuzco!